Samstag 28 Mai
Auf Porto Santo haben wir uns schnell wieder eingewöhnt, alte Kontakte reanimiert und neue geknüpft. Ich habe schon 2 x mit Maria geprobt und wieder sooo leckere Espetada (Fleischspieße) gegessen.
Unsere Wunden sind geleckt, nicht aber Die der My Way. Die Elektrikprobleme sind zwar erst einmal gelöst und das Segel repariert, aber wir brauchen einen neuen Ankerbeschlag, Holzarbeiten am Süllrand und eine neue Lackierung zumindest des Bugbereiches. Batista, der supernette Hafenmeister von Porto Santo hat uns einen Termin für kommenden Montag in der Industriewerft in Canical organisiert, die diese Arbeiten (angeblich) ausführen können.
Heute, knapp 2 Wochen nach unserem Horrortrip sind wir auf dem Weg nach Madeira. Wenn die Sonne scheinen würde, hätten wir Optimalbedingungen. Die See ist ruhig bis moderat und ein NW 3 - 4 sorgt für einen angenehmen Am Wind Kurs.
Wir geher zunächst 2 Tage in die Marina Quinta do Lorde. Am Montag fahren wir zur Werft und werden dann entscheiden, ob wir für die Dauer der Werftarbeiten auf dem Boot bleiben oder in die von Maria angebotene Wohnung in Funchal ziehen.
Montag 30 Mai
Es soll heute wieder sehr windig von vorne kommen. Aber gerade noch rechtzeitig fahren wir die knapp 2 Seemeilen bis zur Werft. Wir haben uns angekündigt und der Kran steht schon bereit.
Wie sich herausstellt, ist es ein Familienbetrieb, wo der Chef den Kran bedient und Frau und Stieftochter mit Hand anlegen; trotzdem professionell.
Das war`s aber dann auch schon mit dem Positiven. Lediglich die Stieftochter spricht englisch – also ganz wenig ...! Von ihr erfahren wir – natürlich erst nachdem wir gekrant sind - dass die Werft keineswegs alle Arbeiten erledigt, sondern – bis auf die Holzarbeiten, Subunternehmer dafür beauftragt. Wir erfahren nun auch den Preis für`s Kranen und die Standgebühren: 500 für`s Kranen und 18,80 pro Tag + 22 % !!!
Nach einem Blick auf auf die Sanitäranlagen und vorsichtigem Geruchstest steht fest: wir werden die Wohnung von Maria in Funchal zum Übernachten und Duschen nutzen! Die Wohnung, bzw. das Haus gehörte ihrem Vater, der letztes Jahr verstorben ist und muss auch erst einmal auf Vorderfrau gebracht werden.
In der Werft kommt am Dienstagmittag unangemeldet ein Mensch für die Metallarbeiten. Wir erklären ihm, was wir wollen und zeigen Beispielfotos. Er will dann um 17 Uhr nochmal wiederkommen ... tut er aber nicht!
Am Mittwoch erfahren wir von Dulce (der Stieftochter) dass der sowieso viel zu teuer sei. Nachmittags kommen dann 2 junge Männer von einer anderen Metallfirma, denen wir erklären, was wir wollen und Beispielfotos zeigen. Sie wollen dann am nächsten Tag einen Kostenvoranschlag schicken ...
Donnerstag Der Kostenvoranschlag kommt nicht. Stattdessen ein weiterer Mensch von einer anderen Firma, dem wir erklären, was wir wollen und ... so weiter. Auch er will einen Kostenvoranschlag schicken.
Der kommt dann auch (lustigerweise von einer Firma, die wir bisher nicht kennen!) ... mit einem Angebot von über 2000 €, natürlich ohne 22 % Märchensteuer. Aber der Hammer ist: es gäbe kein Edelstahlmaterial auf Madeira !!!??? Das müsse erst bestellt werden ... und würde ca. in einem Monat da sein...!!!
Das waren nur die Erlebnisse zu den Metallarbeiten. Bei den Lackierarbeiten verhält es sich ähnlich. Der von der Werft Beauftragte kommt erst gar nicht.
Aber ... wir haben ja von Roberto (Namen geändert) ein Auto gemietet.
Er hat vor 2 Jahren Freunden von uns ein Boot verkauft. Dabei haben wir ihn kennen- und aufgrund seiner Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit sehr schätzen gelernt. Wir erfahren nun von ihm, dass er auf einer anderen Werft arbeitet und auch Lackierungen und Anderes ausführt; bzw. seine Leute dafür hat. Von ihm bekommen wir ein Angebot für die Lackierung, allerdings sei es auch hier zeitintensiv, die entsprechende Farbe zu bekommen!
Freitag 03 Juni
Wir sind entschieden genervt (!!!) und beschließen, dass wir das Unterwasserschiff selbst erledigen (das Antifouling habe ich an Bord), die Werft nur die Holzarbeiten erledigt, und wir dann erst mal zurück nach Porto Santo fahren. Wenn die jeweiligen Materialien dann da sind, werden wir zurück nach Madeira kommen, aber in die Werft Aqua da Pena (300€ für´s Kranen, 8 € Standgebühr plus VAT!). Roberto hat da auch jemanden für die Niroarbeiten.
Wochenende
Die Arbeiten am Unterwasserschiff sind relativ schnell erledigt ...
und es gelingt uns sogar, mal was Schönes zu machen.
Montag 06. Juni
Wie verabredet, kommen die Holzmenschen, um mit der Arbeit zu beginnen...
und stellen (doch jetzt schon) fest: das ist ja Teakholz. „Nein, das haben wir nicht hier. Das muss erst bestellt werden“...
Jetzt raste ich aus und brülle Dulce an, was der Scheiß soll. Seite einer Woche stehen wir auf dieser überteuerten Scheiß Werft mit ekligen Toiletten und abends abgestelltem Wasser. Es passiert Nichts, oder alles nur sehr schleppend und jetzt auch noch das mit dem Holz. Wir verlangen, heute noch gekrant zu werden!
Wir fahren noch zu Roberto und besprechen mit ihm das weitere Vorgehen, geben das Auto zurück und werden dann um 14 Uhr ins Wasser gekrant.
Der armen Dulce ist das sehr peinlich und sie bekommt von ihrem Stiefvater auch noch einen auf den Deckel. Dabei ist das seine Schuld. Er hatte dem Hafenmeister in Porto Santo versichert, er könne alle Arbeiten machen.
Also unterm Strich haben wir (bzw. die Versicherung) 745 € für Nichts bezahlt ... bzw. für unkomfortables Stehen und zerfetzte Nerven. Wir sind Urlaubsreif und freuen uns auf Porto Santo !
P.S.
Roberto, der wohl überall seine Finger drin hat, hätte auch ein Haus auf Porto Santo in Petto ... Komisch, Porto Santo als Stützpunkt ist eigentlich ideal, ist uns bisher aber nicht in den Sinn gekommen. Da müssen wir mal ausführlicher drüber grübeln ...