Überfahrt nach Lagos

 

Samstag 11 September

Gegen 13:30 legen wir ab und motoren aus dem Hafen. Kaum draußen,  zieht ein schwerer Sturm auf ... aber "nur" beziehungsmäßig...

Es dauert etwas, bis die "Wogen" wieder geglättet sind, derweil es Die ausserhalb des Schiffes schon längst sind. Wir haben wenig Welle, 3 segelbare Windstärken und super Wetter.

 

Wir setzen wie geplant den Gennaker und haben schönes Segeln.

Ansonsten gibt es wenig zu tun.

Von uns aus kann es die nächsten 4 Tage so weitergehen ... (wird es leider nicht!).

 

Gegen Abend tauschen wir sicherheitshalber den Gennaker gegen die Genua  und segeln unter Vollzeug bei nun zunehmender Welle in die Nacht hinein ... die es dann in sich haben wird...

 

Es beginnt damit, dass die Wolken sich zuziehen und es anfängt zu regnen.

Sonntag 12 September 21

 

Dann kommen - natürlich mitten in der ansonsten dusteren Nacht – Donnergrollen und schlieslich auch Blitze dazu. Ich zähle die Sekunden dazwischen und bin Heilfroh, dass es jedesmal mehr als 5 sind!

 

Aber wir bekommen heftige Böen um 35 Knoten (Windstärke 8) ab, die unserem eh schon altersschwachen Großsegel schlieslich den Todesstoß verpassen... Ich versuche noch abzufallen, um Druck aus dem Segel zu nehmen, aber es funktioniert nicht – trotz harter Ruderlage. 

Das Großsegel reisst erst in einer Naht quer bis zum und dann das halbe Achterliek herab. Da ist – ausser Fluchen und Bergen nix mehr zu machen.

 

Wie mir erst später klar wird, hatte der viele Druck im Besansegel (Das ganz hinten) verhindert, dass das Schiff nicht abfallen konnte. Wieder was gelernt ...

 

Fortan wird es nun ein sehr unkomfortabler Törn, da die My Way – mangels stabilisierendem Großsegel - nun immer (un)schön hin und her rollt :-((

 

Umkehren ist keine Option mehr, da wir Wind und Welle gegenan hätten !!

 

Zum Glück sind wir von der erst kürzlichen Azorenüberfahrt noch gut eingegroovt, sodass wir – ausser etwas Mulmigsein - keine Seekrankheit verspüren.

 

Die fürchterliche Nacht geht dann irgendwie zu Ende ...

 

Der Wind hat nun eine Stärke von 4 – 5 Bft und die Welle (von hinten) eine Höhe von 1,5 - 2 Meter.

Sieht schlimm aus, ist aber halbwegs (eben bis auf das Rollen) OK ... und schnell ! Um 13:30 errechnen wir ein gutes Etmal mit 130 Seemeilen in 24 Stunden.

 

Am Nachmittag werden Wind und Welle wieder weniger und wir setzen nochmal kurz den Gennaker, müssen aber wegen noch weniger Wind schlieslich Motoren.

Erst gegen 22 Uhr können wir wieder segeln. Diesmal bei SSE Wind mit Halbwindkurs. Das ist insofern interessant, da wir mit unserem neuen  Satellitenkommunikationsgerät (In Reach Mini) in Textverbindung mit Freund Gerald stehen, der aufgrund frischer Wetterdaten einen stetigen Südwest voraussagt!!!

 

Die Nacht bleibt diemal erstaunlich unspektukalär und ich kann immer wieder gut Schlafen.

 

Montag 13. September

Morgens dreht der Wind auf SSW, bleibt aber bei 3 - 4 Windstärken.

 

11 Uhr Wir wollen gerade die Genua ausbaumen, als es auffrischt auf einen Fünfer. 1 Stunde später haben wir dann WWW Wind = Wind wieder wech :-( und müssen Motoren.

 

Wir „feiern" Bergfest mit einem heutigen Etmal von 120 Sm.

 

Gegen 19 Uhr können wir wieder Segeln mit Südwind 3 – 4 (während die Wettervorhersage auf SW 4 - 5 besteht!).

 

Um 21 Uhr freue ich mich noch über schönes Raumwindsegeln mit sanfter Atlantikdünung und bombastischem Sternenhimmel. Aber leider nicht lange ...

 

Wieder mitten in der Nacht zieht eine Gewitterfront durch und beschert uns einen ganz fiesen Starkregen, so dass ich vom Cockpit in den Salon flüchten muss, da es trotz geschlossener Kuchenbude zu nass wird. Sogar Skip schläft jetzt unten, was auch er sonst während längeren Törns nie tut.

 

Dienstag, 14 September

 

9 Uhr Nanu! Der Wind dreht doch tatsächlich auf den angesagten SW. Damit können wir mit Halb bis Am Windkurs direkt auf Lagos zusegeln.

 

Ein Delphinpäärchen sagt kurz „Guten Morgern“ und wünscht uns einen schönen Tag :-)

 

Bis 14 Uhr können wir gut Segeln, dann zieht wieder eine Regenfront durch. Aber nach 10 Minuten ist der Spuk wieder vorbei ... leider auch der Wind und Mister Volvo muss wieder ran.

 

Abends können wir nochmal kurze Zeit Segeln, was wir nutzen, um uns - ohne Motorgedröhne einen Film anzugucken.

 

Ab 22 Uhr ist dann wieder der Motor (dr)an ... und bleibt es leider dann bis Lagos :-( 

 

Mittwoch, 15. September  

 

00 Uhr  Wir nähern uns nun langsam dem Festland und der Schiffsverkehr hat deutlich zugenommen; schon weit vor dem Verkehrstrennungsgebiet!

Die "kleinen" blauen Dreiecke sind alles Tanker oder Frachter; jedenfalls alles Riesen Pötte!. Sieht also gefährlich aus, aber dank AIS kommen wir gut da durch; zumal Die uns eh alle ausweichen müssen. Aber man weiss ja nie ... Längere Schlafzeiten sind in dieser Nacht also nicht möglich.

 

Morgens um 8 Uhr sind wir am Verkehrstrennungsgebiet vorbei. Keine Schiffe mehr im Weg, blauer Himmel, sanfte Welle und dann auch noch Das!

Alle Strapazen scheinen (fast) wie weggeflogen. Auch die restlichen Seemeilen sind jetzt ein Klacks, aber da wird es auf den letzten Metern doch nochmal spannend...

Eine dicke Nebelbank taucht plötzlich auf und hält sich hartnäckig bis kurz vor Lagos.

 

Aber dann ist für uns und besonders ihn endlich: Land in Sicht !!!

und wir können am frühen Nachmittag in Lagos einfahren.

488 Seemeilen in ziemlich genau 4 Tagen mit 32 Motorstunden (und immer noch intaktem Getriebe!)

 

Anmerkung des Autors:

 

Komisch ... wenn ich mir das so durchlese, habe ich gar nicht mehr das Gefühl, dass das der beschissenste Törn war, den wir je gemacht haben. Das habe ich jedenfalls den Leuten erzählt, die mich zeitnah danach gefragt haben.

 

Fest steht (zumindest nach heutigem Stand), dass bei längeren Törns Helga und Skip das nächste Mal fliegen und ich alleine fahre! Helga liegt eh nur rum, kann nix tun, ihr ist langweilig und sie ist nicht zu gebrauchen, wenn es drauf an käme. Skip ebenso! Zusätzlich steht der mir immer im Weg, wenn ich in Action bin.