Samstag 10 Juli 21

 

Überfahrt von Terceira nach Sao Jorge (65 sm in ca. 12 Std)

 

Was für ein Trip !!!

 

Zunächst ist noch alles OK; gute Vorbereitung und wir kommen noch vor 9 Uhr weg. Dann kurz hinter der Hafenausfahrt dreht der Motor wieder kurzzeitig hoch. Sch....!!! Dann muss es eine Verstopfung in den Leitungen vom Tagestank zum Filter sein! Ich komme auf die Idee, den Ursprungszustand wiederherzustellen; also die Leitungen vom Tagestank stilll zu legen und Vor- und Rücklaufleitung des Haupttanks wieder anzuschliessen. Das funktioniert auch ganz gut und ist gut machbar, da die See ruhig ist und der neue Gennaker (anderes Thema) gut zieht.

 

10:30 Erledigt, der Motor läuft wieder rund! Gut so, jetzt haben wir nämlich Wind von vorne.

 

13:00 Mir fällt ein, dass ich vergessen habe den Hahn der Rücklaufleitung nach getaner Arbeit wieder zu öffnen!!! Aber der Motor läuft trotzdem und der Rücklaufdiesel ist auch nirgens sonst rausgekommen !? Merkwürdig ...

 

Egal, wir können wieder Segeln ...  bis 14 Uhr, dann wieder Motorsegeln.

 

Kurze Zeit später ... dreht der Motor wieder hoch!!??

 

Ich schaue mir den Motorraum eine Weile an und komme zu dem Schluss, dass meine Anfangsidee richtig war und es am Getriebe liegen muss, dass immer für ein paar Sekunden durchrutscht und dann doch wieder greift.

 

15 Uhr Wir können wieder segeln - sogar richtig schön; zunächst Amwind, dann zunehmend Halbwind. Die See ist weiterhin erträglich; nur der Himmel ist grau.

 

17 Uhr Der Wind ist weg (denkste...) und wir Segelmotoren wieder mit dem bekannten Phänomen, dass der Motor immer wieder – fast regelmässig – kurzzeitig hochdreht ...zumindest geht er nicht aus!

 

18:30 Wir haben die südliche Spitze von Sao Jorge umrundet. Es regnet und der Wind ist wieder da ... und wie Der nun da ist! Wir haben dauerhaft 6 – 7 Bft aus NE (kurzzeitig auch aus SW !) mit Böen bis 36 Knoten.

Die Wellen sind unangenehm, aber haben dank der Inselabdeckung nicht viel Anlauf. Trotzdem geht eine Menge Wasser über Deck. Das Groß haben wir geborgen und nur noch einen kleinen Fetzen eingerollte Genua als Stabilisierung stehen. Motor und Getriebe müssen also für den Vorwärtstrieb sorgen! Es pfeift und heult und alle 2 Minuten dreht der Motor hoch und runter....

Eine richtig beschissene Situation also und die Vorstellung bei diesen Bedingungen im Hafen anzulegen ist äusserst besorgniserregend ... hoffentlich hält das Getriebe durch ...!

 

Zumindest haben wir einen schönen Regenbogen als Trostpflaster.

In der letzten Stunde der Fahrt gab es dann auf einmal keine Getriebeprobleme mehr (???) und auch das befürchtete Anlegemanöver war überhaupt kein Problem, da der Hafen unter einem Steilhang liegt und somit in einer fast windfreien Zone, zumindest wenn er - wie heute - aus NW kommt).

 

Trotzdem: wir sind ganz schön fertig. Daran ändert auch ein kurzer Spaziergang im Nieselregen nichts. Wir hoffen nur, dass sich die Quälerei hierhin gelohnt hat...

 

Sonntag 11 Juli

 

Die Sonne lacht und die Welt scheint erst mal wieder in Ordnung.

 

Der etwas enge, aber schnuckelige Hafen liegt direkt am Ort Velas, dem Hauptort von Sao Jorge.

Wir hatten gestern an der Tanke angelegt und bekommen heute von dem sehr netten Hafenmeister einen Platz in einer Box zugewiesen.

Bei erneuter Begehung ohne Dunkelheit und Nieselregen ist es eigentlich ganz nett hier.

Spätabends erleben wir dann live das von Anderen schon angekündigte "Konzert" der hier in der Felswand nistenden Cagarraos. Das "elegantere" deutsche Wort dafür ist Gelbschnabelsturmtaucher ... und die singen alle durcheinander: "Au wakkawak". Sehr lustig!

 

Dienstag 13 Juli

 

Wir haben für 3 Tage ein Auto bekommen können. Leider ist es heute wolkig bis neblig, aber wir bekommen trotzdem den Eindruck, dass es hier bei Sonne richtig schön sein müsste ...

Auf der anderen Seite der Insel haben wir mehr Wetterglück, so dass wir eine der Fajas (Küstenebene zu Füßen einer hohen Steilwand) bewundern und -wandern können.

Hier sind die klimatischen Bedingungen so günstig, dass sogar Kaffee angebaut wird, was besichtigt werden kann.

Natürlich kann er auch probiert werden. Schmeckt irgendwie nach ... Kaffee ;-)

Zurück geht`s dann wieder durch wolken und nebelverhangene Gegend.

Mittwoch 14 Juli

 

Neuer Tag, neues Glück ... nicht ganz. Zuerst müssen wir mit Skip zum Doc, weil er anscheinend ein Blütenteil im Auge hat, was er und wir nicht herausbekommen. Der Doc ist aber nicht da. Morgen neuer Versuch...

 

Dafür klappt heute das Wetter und unsere Ahnung von gestern wird bestätigt: die Insel ist wunderschön und sattgrün.

Wenn ich Kuh wäre, wäre ich hier glücklich; zumindest bis ... ;-)

Ausser voll von Rindviech ist die Insel voller Hortensien, die als Feld- und Strassenbegrenzung oder einfach so wachsen und blühen. Wieder eine Insel, die bei Depressionen verschrieben werden müsste!

Wir fahren erst in den Südosten und wandern in staubiger Mittagshitze  einen laaangen Weg ...

bis zum Leuchtturm Ponta do Topo.

Nach einer kurzen Erfrischung ...

suchen wir uns ein schattiges Plätzchen.

Donnerstag 15 Juli

 

Heute geht`s in den Nordwesten. Wir wandern durch eine kleine Faja...

und fahren durch eine bunte und hügelige Gegend ...

bis zum Farol (Leuchtturm) dos Rosais und nehmen dort ein Bad,

bevor wir uns auf einen kleinen Rundweg machen, der dann aber Keiner wird ...

 

Ungefähr nach Hälfte der von mir und Komoot erstellten Strecke endet diese an einer Hecke mit Abhang dahinter. Wir drehen um und werden plötzlich von Rindviechern drangsaliert. Ich schaffe es gerade noch, an Ihnen vorbeizuschlüpfen, aber Helga gerät doch arg in Bedrängnis. Mit viel Geschrei ihrerseits und mehr oder weniger erfolgreichen Ablenkungsmanövern meinerseits gelingt es auch ihr ...

 

War da nicht mal was von wegen Rindviechern und Abhängen...?

Jedenfalls gehen wir wieder zurück und fahren nun zur Tierärztin. Auch ihr gelingt es nicht auf Anhieb, das Teil vom Auge zu entfernen, so dass Skip ins Land der Träume befördert wird. Jetzt klappt`s, aber das war`s dann für heute mit Skip. Der lässt sich ganz schön hängen, als ich ihn zum Auto zu tragen muss ;-)

 

Donnerstag 15 Juli

 

So, mehr Auto ist nicht zu bekommen; weder hier auf Sao Jorge, noch auf den anderen Inseln Graciosa, Fajal und Pico. Alles ausgebucht, oder nicht bezahlbar!

 

Das macht für uns so keinen Sinn! Deshalb beschliessen wir - auch aufgrund des doch sehr wechselhaften Wetters - die mittlere Azorengruppe vorzeitig zu verlassen und möglichst bald über Santa Maria nach Porto Santo zurückzukehren.

 

Aber da war ja noch was ...

 

Ich telefoniere mit einem holländischen Getriebeexperten und erfahre, dass der Propeller bei Fahrt die Welle ein kleines Stück ins Getriebe und dort in einen Konus hinein drückt. Ich solle überprüfen, ob die Welle freigängig ist und das tun kann. Wenn ja, müsse der Konus ausgetauscht werden...

 

Also Neopren an, Maske auf (also Die zum Tauchen) und ab unter Wasser.

Als Erstes fällt mir auf, dass die Zinkanode - die normalerweise auf dem kleinen Stück Welle sitzt (und dafür sorgt, dass sie und nicht Welle oder Propeller durch galvanische Korrosion zerfressen werden) - nicht mehr da ist; was aber mit Dem Getriebeproblem nix zu tun hat. Ich bürste die Welle am Wellenlager blank und betätige danach nochmal die Schaltung. Die Welle bewegt sich etwas in Längsrichtung!

 

Ein paar Überlegungen weiter baue ich den Abstandshalter an dem Schaltgestänge aus (und breche ihn dabei ab) und kürze ihn um einen Zentimeter, in der Hoffnung, dass sich der Gang nun etwas besser - weil mehr - einlegen lässt. Anschliessend befestige ich den Abstandshalter provisorisch mit Kabelbinder ;-)) Hält!!

Der Probelauf im Hafen verläuft ohne Probleme ...

 

Sonntag 18 Juli

 

Mittlerweile haben wir uns entschlossen wenigstens noch die Insel Sao Miquel "mitzunehemen"; auch aus Shoppinggründen ;-)

 

9 Uhr 133 Seemeilen stehen an. Es geht los. Der Wind sollte gut sein ... isser natürlich nicht, sondern zuwenig, sodass wir motoren müssen ... und Das fast 7 Stunden lang ... und Das ohne ein einziges Getriebeproblem !? OK, wir sind quasi nur Schleichfahrt mit max. 1400 Umdrehungen gefahren, aber vielleicht war das ja was mit dem Abstand des Schaltgestänges ...

 

Am frühen Nachmittag des Folgetages erreichen wir Ponta Delgada auf Sao Miquel; wiederum ohne auch nur eine einzige Walfischflosse gesehen zu haben :-((

Abgesehen davon war es mal wieder ein sehr schaukeliger Törn - besonders in der Nacht. Aber alles gut, wir sind heile angekommen.

 

Andere hatten da wohl mal nicht so viel Glück ...