Freitag 24 September

 

Der Platz von letzter Woche liegt aber fast am Ende des E Pontons. Damit haben wir zwar mehr Ruhe, eine schönere Sicht und morgens etwas früher Sonne, aber sind halt weit weg vom Geschehen und keiner kommt mehr vorbei.

 

Exkurs: doch Einer, Werner. Er kommt uns irgendwie bekannt vor und als Helga mit ihm ins Gespräch kommt und erfährt, dass er aus Cuxhafen kommt und dort in einem kleinen Jachthafen mitgearbeitet hat, fällt es mir auch wieder ein. Er war mal Banker und hat uns in besagtem Hafen 2013 mal beim Festmachen geholfen ... im schwarzen Anzug!

          Als ich ihn drauf anspreche, müssen wir beide herzlich lachen ;-)

 

Montag 30 September

 

Also jedenfalls sind wir nicht so ganz zufrieden mit dem Platz und Helga fragt nochmal nach. Tatsächlich können wir dann doch auf unseren Stammplatz am Anfang des Stegs wechseln, wo Alle bei uns vorbei kommen (müssen) und wir das Geschehen am Steg wieder voll im Blick haben ;-)

 

Und jetzt kommts ... das ist so peinlich, dass ich es kaum schreiben mag ...

 

Wir wollen uns also verlegen ...¸schnell noch, bevor der Wind noch mehr zunimmt...

 

Wir starten also den Motor und machen die Leinen klar und los. Ich lege den Rückwärtsgang ein und gebe Bugstrahlruder nach Steuerbord, damit sich das Heck schön nach Backbord in die Boxengasse dreht. Das tut es auch und die My Way liegt dann schön mittig in der Gasse, als ich feststelle, dass ich Dösel was Entscheidendes vergessen habe ...

 

Wenn wir länger im Hafen liegen montiere ich immer das Steuerrad ab, um mehr Bewegungsfreiheit im Cockpit zu haben ... tja und das habe ich nicht wieder montiert ... und fehlt nun!

 

Nun herrscht PANIK !!! auf der „Andrea Doria".

 

Die My Way ist manövrierunfähig und ich sehe schon voraus, wie sie an die anderen Boote entlangratscht ... Ich schreie nach Helga, dass sie das Steuerrad aus der Achterkabine kramt und den 18er Schlüssel für die Befestigungsschraube holt, während ich versuche, die My Way mit Hilfe von Rückwärtsgang und Bugstrahlruder gerade aus der Gasse nach hinten ins rettende freie Gewässer vor der Boxengasse zu kommen ...

 

Welch Wunder!!! Es gelingt (ohne Schaden anzurichten!) - und ich habe jetzt mehr Zeit ... um trotzdem ganz hektisch das Steuerrad zu befestigen.

 

Dann wieder rein in die Gasse, Anlegen am Stammplatz, Motor ausschalten und Adrenalinspiegel runterfahren.  Puuuuhhhh !!!

 

 

Also ich brauche jetzt eine (Winter)Pause ... also segeltechnisch, denn am Schiff gibt es mal wieder eine ganze Menge zu tun (neue Batterien, neues Großsegel, Ruderlager abdichten, Teakdeck und Fenster ebenso, ...) Ausserdem will Helga wieder zum Sport und ich Musik machen.

 

Montag 04 Oktober

 

Wir haben zwar noch kein Auto und es sind noch keine Freunde und Bekannte da. Aber wir haben super Wetter mit täglich strahlend blauem Himmel und dem hier typischen tollen Licht!

Nur mit den morgend- und abendlichen Temperaturen tun wir uns schwer und ich bekomme ein Problem, da ich ausser einer Schwarzen keine einzige lange Hose mehr an Bord habe !

 

Mittlerweile hat unser regulärer Vertrag begonnen. Wir haben uns diesmal direkt für einen Sechsmonatsvertrag entschieden.

 

Diese Zeit wollen wir nutzen, für - wie gesagt - Sport, Musik, Freunde, Spaziergänge, Wanderungen, Schiffspflege ... aber auch dazu, unsere Fühler auszustrecken nach einer Wohnmöglichkeit an der Algarve für den nächsten Winter, da wir im Frühjahr/Sommer wieder nach Porto Santo und vielleicht auch wieder auf die Azoren und das Schiff dann da lassen wollen ... so die neuesten Ideen ;-)

 

Wir haben nun auch wieder ein (Leih)Auto und können komfortabel unser Shopping "Problem" lösen ;-) Wir sind an der Algarve ja in einem Einkaufsparadies, was umso deutlicher wird, wenn man von den Azoren oder Porto Santo kommt (Mann was hatte ich mich bei unserer Ankunft über den Anblick eines Lidl gefreut ...).

 

Eine Zeitlang ziehen wir sogar in Erwägung, ein Auto zu kaufen. Aber als es dann soweit ist, machen wir doch einen Rückzieher und bleiben beim Leihen.

 

Mit dem Shopping einer neuen Jeans ist es aber dann doch ganz schön schwierig. Früher war alles besser ;-) Ich rein in Karstadt, 2 Jeans 34 / 30 gegriffen, zur Sicherheit anprobiert und gekauft - fertig.

 

Hier ... gibt es erstmal so gut wie keine 30er Längen. Bis ich mich dann durch alle Outlet Shops der Algarve und den Dschungel von Skinny, Slim Fit, und dem ganzen anderen Scheiß durchgekämpft (und aus Verzweiflung bei Amazon bestellt und wieder zurückgeschickt habe) vergehen mehrere Wochen, bis ich dann endlich eine Regular Straight in 30er Länge finde!

 

 

Montag 25 Oktober

 

Das wurde aber auch Zeit, da wir mittlerweile doch ziemlich "kühles" Wetter haben, sprich deutlich mehr Bewölkung, tiefere Temperaturen und mehr Regen, als die Jahre zuvor (das mit der Wohnmöglichkeit für den nächsten Winter hat sich damit also erledigt!).

 

Wesentlich problemloser gestaltete sich der Kauf neuer Batterien. LX Batteries

in Lissabon hatten eine kompetente Beratung, einen guten Preis und lieferten zügig in die Marina :-).

 

Wiederum problematischer war das ja noch ungelöste Getriebeproblem ...

Um nix falsch zu machen beauftragten wir einen Mechaniker mit dem Ausbau des Getriebes, was aber schlieslich zeitintensiv und teuer wurde, weil er es nicht auf Anhieb herausbekam ... er hatte eine Schraube vergessen :-((

OK, nun, wie bekommen wir das Ding nach Holland? Das Ding wiegt 31,5 Kg. Bis 30 Kg wäre es ein normales Paket... Ein englischer Spediteur gab uns einen Kostenvoranschlag von 850 € ... One Way ... und natürlich plus Mehrwertsteuer !!! 

Schlieslich verpackte ich es stabil in einem Karton und ließ es von der Werft verschicken ... für 170 €. Ab die Post zur Reparatur nach Appeldoorn.

 

Montag 06 Dezember

 

Zeit für mal wieder Schönes! Unser dänischer Freund Dennis organisiert eine private Speedbootfahrt.

Bei blauem Himmel und glatter See sausen wir mit bis zu 24 Knoten über den Atlantik. Zuerst zum Unterwassercanjon, um Delphine und Wale zu sehen - aber da war Niemand :-( Dann ging es an verschiedenen Höhlen an der Küste entlang zurück nach Lagos. Sehr beeindruckend!

Ansonsten:

Sport läuft. Helga hat Monatsabo`s und geht mehrmals die Woche zu verschiedenen Kursen. Nur die wöchentlichen Wanderungen kommen nicht richtig in Gang.

Ebensowenig mein „Musik machen mit Anderen". Meine bevorzugten Sängerinnen sind beide zwar wieder „very interestet", aber beide in England und wollen erst Anfang nächsten Jahres wieder kommen. Gerüchteweise hören wir, dass Catherine sich von einer Sex and Crime Geschichte ihres Ex, die in einer Schießerei gipfelte, erholen muss (Sachen gibts...).

 

Also gehe ich auf die Suche und entwickle dabei mehr Selbstbewußtsein beim Ansprechen von professionellen Musikern (no risk no fun). Aber die Meisten wollen Geld verdienen und nicht einfach "nur so" spielen. So lässt die bevorzugte Dame (die musikalisch super passen täte) mich ohne abzusagen einfach sitzen, obwohl ich sie eine halbe Stunde vor dem anberaumten Treffen noch in der Marina getroffen habe ... L

 

Also bleiben nur „Open Mic" Geschichten (Leute spielen 3 Stücke, dann wird gewechselt), die aber coronabedingt immer noch sehr rar sind. Wir erwischen die letzten beiden Sessions im Botafogo (wo Franzosen gaaanz leckere Gallette basteln bzw. bastelten, weil der Laden dann dicht machte L) wo ich mich dann mit Jo verabrede, die mir bis dahin musikalisch nicht sonderlich gefallen hatte. Sie ist eine kleine 70-jährige Amerikanerin mit ganz viel Energie und Funk im Blut. Wir jammen ein paar Mal und abwechselnd bei Ihr und bei mir und treten dann mit wechselnden Sängerinnen und Musikern drei mal in einer Campingplatz Bar auf ... mit grauenhaftem Sound und lauten Zuhörern, aber nach jeweils 1 Stunde Ausblenden von Beidem habe ich Spaß und hinterlasse Eindruck ;-)

 

Die Tage vergehen wie im Flug. Wir sind viel beschäftigt; leider auch mit unschönen Dingen wie Rumärgern mit Finanzamt, Autoversicherung und meinem linken Knie. Das ist nämlich in der Kniekehle seit einiger Zeit geschwollen und schmerzt. Versuche, dass mit Ibuprofen zu bekämpfen scheitern und so lasse ich ein MRT machen, wobei ein Meniskusschaden diagnostiziert wird (na, wenigstens kein Kreuzbandriss...).

 

 

 

Kurz vor Weihnachten ist das Getriebe fertig (war gar nicht so viel dran und hätte auch hier repariert werden können ...). Jetzt muss „nur" noch  der Rücktransport organisiert werden ...