3. März

 

Und dann geht es die paar Meter zurück zum Liegeplatz in der Marina Lagos.

 

Habe heute auch mal wieder Catherine (die Sängerin) getroffen und sie auf ein Date festgenagelt :-))

 

5. März

 

Wir schauen immer wieder mal nach möglichen Wetterfenstern für die Überfahrt nach Madeira ...

 

Aber wir schauen auch Nachrichten und verfolgen schon lange das Geschehen um Covid 19 im gaaanz weit weg liegenden China ... und erleben nun, wie das  Virus immer näher rückt und sich auch in Europa ausbreitet.

 

Wir sehen die Bilder von Italien und Spanien und bekommen es – wie  wahrscheinlich Alle - erstmal mit der Angst zu tun...

 

10. März

 

Im Gegensatz zu Italien und Spanien gibt es in Portugal noch relativ wenige Infektionen; davon die Meisten in den Gegenden um Porto und Lissabon. An der Algarve gibt es nur sehr Wenige und in Lagos ... gar Keine (zumindest für die nächsten 2 Monate). Trotzdem gibt es jede Menge Kopfkino...

 

Cathrine sagt coronabedingt unser Date ab ... :-(

 

18. März

 

So, nun ist auch hier Lockdown. Es fahren ständig Autos mit Lautsprecherdurchsagen herum: "Be responable, stay at home“! Überall verkünden Plakate: "Fique em casa", was ungefähr so viel heisst, wie „mach es (bleib) zu Hause“.

 

Um uns herum wird alles ... sehr sehr sehr ruhig! Nix mehr Touristen, volle Bars, laute Musik und tanzende Engländer(innen) in der Hafenmeile. In der Marina und im Ort hat (fast) alles zu; natürlich auch - zu Helga`s großem Bedauern - ihr Fitnessstudio. Es sind kaum Autos auf den Strassen und Parkplätzen zu sehen und es ist menschenleer, wenn wir Gassi gehen. Die Situation wirkt sehr gespenstig und unwirklich ... aber gleichzeitig auch sehr bekannt; nämlich aus Film und Fernsehen! Bloß, das die Szenen aus „Outbreak“, „World War Z", oder „I Am Legend“ nun real sind - nur die Zombies fehlen ... oder sollten vielleicht die Engländer ...? ;-)

 

Einige von denen (leider auch vermeintliche Freunde) verfallen in (und verbreiten) Angst und Panik, laufen auch im Hafengelände mit Masken rum, gehen massiv auf "social distancing" und benutzen z.B. diverse Hilfsmittel, um ja nicht den Knopf berühren zu müssen, der das Marinator öffnet...

 

Nicht nur wir halten dieses Verhalten für übertrieben. Wir haben das Gefühl, dass die portugiesische Regierung die Krise insgesamt sehr gut managed und fühlen uns nach anfänglichen Unsicherheiten hier doch sehr gut geschützt und aufgehoben. Es gibt zwar viele offizielle Einschränkungen, z.B. dass wir niemanden an Bord besuchen oder lassen dürfen und werden aufgefordert, nur notwendige Gänge und kurze Gassigänge zu erledigen, werden aber nie kontrolliert, wenn wir ausgedehnte Spaziergänge machen oder uns täglich mit Freund Gerald bei ihm oder bei uns an Bord austauschen.

 

Auch die Versorgungslage ist sehr gut. Lebensmittelläden und sogar Baumärkte (gegen die Langeweile ;-) haben geöffnet; nur mit dem Unterschied, dass man jetzt vor dem Eingang in der Schlange steht und nicht mehr an der Kasse - was sich als sehr angenehme Art des Einkaufens herausstellt! Irgendwann haben wir auch heraus, zu welcher Zeit man am besten Einkaufen gehen sollte, um nicht zu lange in der Schlange zu stehen.

 

Trotzdem entdecken wir diverse Verhaltensänderungen (auch an uns). So halten auch wir schon mal den Atem an, wenn wir an einem Fremden dicht vorbei müssen oder machen nun einen größeren Bogen um Andere. Auch haben wir nun ständig das Gefühl, uns erst einmal die Hände waschen zu müssen, wenn wir zurück an Bord sind.

 

Aber ansonsten verläuft hier alles sehr gesittet und zivilisiert ab. Es gibt keine Hamsterkäufe und Klopapier in Huelle und Fuelle.

Da es auch noch keine Maskenpflicht gibt, erleben wir also nur die klitzekleine aber bedeutende Einschränkung, dass wir den Hafen mit dem Schiff nicht mehr  verlassen verlassen dürfen - also nix Madeira ...

 

März/April

 

So wird also viel rumgesessen ...

 

Aber auch viel unternommen. Mit Gerald teilen wir uns einen Leihwagen und unternehmen auch weiterhin Fahrten in die Umgebung. Dabei entdecke ich meinen neuen Lieblingsstrand,

wo wir Spaziergänge an völlig überfüllten Strandabschnitten machen ;-)

Ausserdem werden jetzt auch Dinge erledigt, die schon lange weit unten auf der TO DO – Liste standen; z.B.  Winschen warten...

Ich gewinne die Überzeugung, dass die hier bewohnten Schiffe nach dem Lockdown topgepflegt den Hafen verlassen werden ;-)

 

Also unterm Strich: uns geht es sehr gut ! Und es ist – trotz der ernsten Lage doch sehr unterhaltsam, lustige whatsapp Nachrichten zu bekommen und zu sehen, wie kreativ manche Leute mit dieser Situation umgehen.

Aber ich mache mir auch Sorgen über Greta Thunberg. Die ist ja jetzt auch quasi arbeitslos nachdem schwuppdiwupp der “Stecker“ gezogen wurde und die Erde mal so richtig durchatmen kann? Hätte sie das gedacht, dass ihre Forderungen so schnell erfüllt werden?

 

Sehr beeindruckend fanden wir die vergleichenden Infrarotsatellitenaufnahmen (CO2 Belastung) von China vor und während dem Lockdown !!

 

Das wäre doch jetzt DIE Chance, einen Strich zu ziehen unter das ganze Konsumzwangwirtschaftssteigerungsdenken und einen menschen- und umweltfreundlicheren Neuanfang zu beginnen ...

 

Aber nein, Chance verpasst :-(( „Lockerung“ ist jetz nach „Lockdown" und "Social Distancing" das neue Wort in aller Munde, damit die Wirtschaft wieder angekurbelt wird und die ganze alte Sch... weitergehen kann ...

 

Auch hier wird gelockert, was für uns bedeutet, dass es jetzt fies wird für uns.

Die bisher schön leeren Strände werden offiziell wieder geöffnet und ... durften wir während der Gefährdungslage noch ohne Maske einkaufen, müssen wir jetzt eine anziehen :-(

8 Mai

 

Wir  bekommen die Erlaubnis, den Hafen für Daysailing zu verlassen, müssen aber bis 18 Uhr zurück sein und dürfen nirgendwo an Land gehen. Das wird gebührend gefeiert. Über 20 Schiffe werden geflaggt und verlassen als Flottille den Hafen für einen kleinen, aber schönen Segeltag.

Jetzt können wir auch mal rausfahren und endlich mal die längst ausstehende Grottentour mit unserem Dingi unternehmen.

Ich freue mich ja riesig, dass wir jetzt (noch) nicht auf Madeira sind, sondern in Lagos nochmal die blauen Impressionen bestaunen dürfen :-))

23. Mai

 

Segler, die eine Residentschaft haben, dürfen nun auch für mehrere Tage weg und überall anlanden ... aber nur küstennah. Madeira ist weiterhin geschlossen und tabu.

 

Also beantragen wir die portugiesische Präsidentschaft ... äääh Residentschaft ;-) Ein kleiner Fragebogen wird ausgefüllt, als Adresse Marina Lagos angegeben, 15 € Gebühr bezahlt und schon bekommt man eine stattliche Urkunde (sogar etwas feierlich) überreicht :-)

Eigentlich bedeutet das lediglich, dass wir uns nun legal in Portugal aufhalten (dürfen). ABER auch das Recht haben, wieder einreisen zu dürfen, sollten wir z.B. mal nach D müssen!

Dann also auf zum Ankern nach Alvor :-)

16. Juni

 

Die Lockerungen gehen weiter und werden ausgenutzt. So steigt im Nachbarort eine Party, was zur Folge hat, dass die Infektionsrate in Lagos von immer noch Null auf 120 steigt :-((

 

Hey ... Cathrine besucht mich auf der My Way und - welch Wunder - natürlich finden wir musikalische Übereinstimmungen :-) Sie hat immer donnerstags eine Veranstaltung: "Cath`s Kitchen", wo sie kreolisch kocht und backt und wo verschiedene Leute kommen, um dort zu essen, zu trinken und ... Musik zu machen!!!

9.Juli

 

Nach 3 maliger Teilnahme bin ich gerade so richtig schön musikalisch integriert  im Pulk von richtig guten Musikern ... als Madeira seine Häfen öffnet... :-)  :-(