Montag 24 Juni

 

Wir haben die Warterei so was von satt und unsere Endscheidungen, was und wohin zu tun, ändern sich stündlich ... bis um 15 Uhr. Wir legen in Portimao ab, fahren raus und schauen, ob es nach rechts oder links geht ...

 

15:30 Es geht nach rechts, Richtung Sagres zum Ankern. Damit ist die Endscheidung Madeira oder Marokko auf morgen früh verschoben ;-)

 

Edge & Rebecca begleiten uns mit ihrer Lysander netterweise bis Lagos. Dann winken wir uns zu und segeln getrennter Wege :-((

17:00 Testweise fahren wir mal ne Wende und segeln auf`s offene Meer hinaus.Na ja, nicht optimale Richtung und Geschwindigkeit, aber da der Wind günstiger drehen soll ...

 

19:30 Verlängerung der Testphase und ... wir motoren! Ganz nach dem Motto: ob nun heute oder morgen (wahrscheinlich dann Heute und Morgen). Aber wir haben gerade nix Besseres zu tun. Ausserdem ... noch können wir ja umkehren und doch noch vor der Küste ankern.

 

20 Uhr Die Testphase wird beendet ... nun wird es ernst! Wir haben Gennackerwind und ziehen mit 5,4 Knoten Richtung Verkehrstrennungsgebiet. Das ist die „Autobahn für die Dicken Pötte, die von Gibraltar kommen und um`s potugiesische Eck Richtung Norden fahren, bzw. von dort kommen. Aber wir fahren nicht da direkt durch, sondern in einem großen Bogen am östlichen Ende vorbei, sodass die Brummer uns ausweichen müssen, was sie auch alle (sind aber in der Nacht nur 6) brav tun.

24 Uhr Es ist ziemlich duster. Einzig der prächtige Sternenhimmel mit der Milchstrasse spendet Licht. Ansonsten gibt es nur die stark gedimmte Beleuchtung der Navigationsinstrumente, die Lichter der dicken Pötte und das fluroszierende Licht des Plankton im Wasser.

 

Dienstag 25 Juni

 

03 Uhr Unter Halb- bis Raumwindkurs unter Groß Und Fock können wir fast die ganze Nacht durchsegeln. Das hatten wir gar nicht erwartet :-)  Zwar machen wir im Schnitt „nur“ 4 Knoten, aber dafür haben wir eine ruhige See, was für die erste Nacht - die eh immer die Schwerste ist (denkste!!) ganz gut ist.

05:30 Der Wind (und nicht nur Der) ist müde. Der Motor muss für die nächsten 6 Stunden ran ...

11:30 Nach gefühlt durchzechter Nacht setzen wir wieder den Gennacker. Das Wasser ist so was von Blau ...

... aber unseren Mägen etwas lau. Somit fällt Frühstücken erstmal aus...

 

Skip war bisher zweimal etwas unruhig, ist aber wohl gewillt, seinen bisherigen Rekord (38 Std) zu brechen ;-)

 

13:30 Nach flottem Gennackersegeln haben wir auf Groß und Fock gewechselt, da es – nun bei Südwind – hoch am Wind Richtung WSW zum ersehnten NW Wind geht, den wir dann am späten Abend antreffen müssten.

 

15 Uhr Die ersten 24 Std sind rum. Wir haben ein Etmal von 108 Sm. Das ist nicht der Hit, aber immerhin im Schnitt 4,5 Knoten und wir sind „nur“ 7,7 Stunden motort.

 

16 Uhr Wir bergen (blöderweise, wir hätten beidrehen und es reffen sollen) das Groß und setzen das Besansegel. Mit dem zunehmenden Südwind baut sich eine sehr unangenehme Welle auf, zwar nur ca. 1,5 m hoch aber mit kurzer Sequenz von  ca. 3 Sekunden, womit sich weitere Malzeiten dann auch erübrigen :-( 

 

Das bleibt so die nächsten Stunden und es formen sich erste Gedanken ans Umkehren ...

 

20 Uhr Helga wird (im wahrsten Sinn des Wortes) kotzübel. Etwas später folge ich ihrem Beispiel. Somit „feiern“ wir beide Premiere auf der My Way ...

 

Helga hält es danach nur noch in der Koje aus und bereitet sich auf einen Schlafrekord vor. Ich tue mein Bestes, die Kontrolle über Alles; insbesondere meinen – nicht mehr vorhandenen – Mageninhalt zu behalten, fühle mich aber nicht in der Lage, auf`s Vorschiff zu gehen und das Groß wieder hochzuziehen, was unsere Schaukelei erheblich minimieren würde ...

 

So geht es weiter in die Dunkelheit hinein, die das Ganze dann noch schlimmer macht!

 

Wir haben noch 3 Nächte und Tage vor uns. Dann noch mal 4 auf die Azoren und das Ganze wieder Retour ... sind wir denn so blöd uns das wirklich antun zu wollen !???

 

22.30 Die Endscheidung ist getroffen: wir kehren um. Schade um Madeira und die Azoren, aber wir sind wohl für`s Hochseesegeln nicht geschaffen; zumindest nicht bei diesen üblen Bedingungen !!!

 

23 Uhr Aber auch das Umkehren ist nicht einfach. Ich sehe quasi nichts, so dass ich Probleme habe, die Segel zu sehen und einzustellen. Der Autopilot lässt sich nur schwer einstellen und das Laptop zeigt (im Nachtmodus, wie ich dann feststelle) nicht mehr richtig den Kurs an. Ich bin etwas am verzweifeln, aber froh und stolz, dass unsere My Way das alles problemlos mitmacht ... ach ja, Skip übrigens auch!

 

24 Uhr Da weit und breit kein Verkehr ist und nun endlich der Nordwestwind da ist, stelle ich den Wecker immer wieder auf 30 Minuten und versuche es mir im Cockpit bequem und mit Decke warm zu machen. Das Kommando überlasse ich (unverantwortlicherweise) der My Way und ihrem Steuermann „Frankie“, die beide ein Einsehen mit unserer Verfassung haben und nun einen deutlich angenehmeren Halbwindkurs in die richtige Richtung zurück segeln.

 

So geht es die Nacht durch, die Helga komplett verschläft ... ich tue das trotz Erschöpfung kaum, da mir viele Gedanken durch den Kopf gehen (Eignung, Versagen, was, wo und wie machen wir weiter, ...)

 

05 Uhr Wir werden von der Pavo (Überwinterungsnachbar) angefunkt, die sich gestern morgen von Sagres aus aufgemacht haben und wohl und hoffentlich ein besseres Wetterfenster haben (hatten sie, mussten aber wegen technischer Probleme dann später ebenfalls umkehren).

 

Wir rauschen Richtung Sagres. Ich bin hundemüde und wecke Helga. Aber der Versuch eines Wachwechsels scheitert bereits nach wenigen Minuten an Helga`s erneutem  Übelsein. Sie geht wieder schlafen ...

11:40 Ich bemerke, dass Fränkie und Laptop die Batterie halb leer gesogen haben. Unter Vollzeug und leider nun auch mit Motor erreichen wir das Verkehrstrennungsgebiet.

 

Diesmal durchqueren wir es und ich muss im weiteren Verlauf  immer wieder die Motorgeschwindigkeit erhöhen oder verringern, um den Pötten nicht zu Nahe zu kommen. Die „Autobahn“ ist hier übrigens  30 Sm (ca.54 Km) breit !!!

So dauert es bis um 16:30, bis wir durch sind und Kurs auf Sagres halten können, um wieder Land und Beständigkeit unter die Füße zu bekommen. Ich lasse den Motor durchlaufen, um mehr Geschwindigkeit zu machen. Helga schläft...

 

Die letzten Meilen ziehen sich, aber um 18:30 fällt dann der Anker im Hafen von Sagres auf Sand und gräbt sich brav ein :-) Helga schläft immer noch (und tut das auch in der folgenden Nacht!!!).

 

Damit ist unsere kleine Atlantikrunde dann „bereits“ nach 2 Tagen, 3 Stunden und 248 Seemeilen beendet (ziemlich genau so lang wie unsere Biscajaüberquerung).

Nun ist auch für mich endlich Schlafen angesagt ...OK ... ja doch ... Skip hat noch gaaaanz dringende Bedürfnisse, da er seinen Rekord gebrochen hat -  42 Stunden!!! Er ist aber sowieso der Held des Tages, so, wie der das alles mitgemacht hat!

 

Mittwoch 26 Juni

Ist das HERRLICH RUHIG hier!!! Wir (auch Helga mittlerweile) haben  ausgeschlafen, können wieder Nahrung zu uns nehmen, geniessen einen ausgiebigen Landgang und "lecken unsere Wunden“.

 

Freitag 28 Juni

 

Nach einer weiteren ruhigen Nacht vor Anker segeln wir nach Lagos, wo wir ein paar Tage bleiben wollen, um zu schauen, was wir weiter machen wollen.

 

12 Uhr In Lagos ist es hektisch und voll, weil dort gerade eine Weltmeisterschaft von Rennkatamaranen stattfindet. Wir bekommen aber fast unseren alten Platz, wo es etwas ruhiger zugeht.

... na ja, bis auf die Touristenmassen, die auch mal Boot fahren wollen;-)

Sonntag 30 Juni

 

Nee, is datt schön hier! Wir treffen schon mal die Entscheidung, auch den nächsten „Winter“ wieder in Lagos zu verbringen und reserviern einen Platz ab Oktober für zunächst 3 Monate.

Edge u Rebecca kommen heute auch in den Hafen. Wir verbringen den Abend zusammen, albern rum und haben eine Idee zum Namen unserer Band, die wir im Oktober gründen werden: „The Flopperstoppers“.

 

Ein Flopperstopper ist eine Vorrichtung beim Ankern, bei dem man mit dem Baum ein Gewicht seitlich ins Wasser herunterlässt. Daduch sollen die Schaukelbewegungen minimiert werden.

 

Dienstag 02 Juli

 

Heute heisst es – schon wieder – Abschied nehmen. Von Edge & Rebecca, die für 3 Monate nach Cornwall zurückgehen und – zum nun dritten Mal – von Lagos.

 

11:30 Windvorhersage NW 4 – 5. So isses auch, als wir aus dem Hafen fahren ...

 

Vor dem Hafen  dann ... SSE 3 !??? OK, er schwenkt dann im Verlauf des Nachmittags immerhin auf WNW. Aber mehr als 4 wird’s nicht.

 

Trotzdem reicht es für einigermaßen ruhiges Gennackersegeln zum 40 Seemeilen entfernten Culatra, wo wir kurz vor 21 Uhr hinter der Laguneneinfahrt den Anker werfen.

Mittwoch 03 Juli

 

Wir verholen uns vor die Insel Culatra. Hier ist ein sehr beliebtes Ankegebiet. Wir zählen 60 Schiffe vor Anker, aber man hat und es ist noch reichlich Platz für mindestens nochmal so viel ...

Sonntag 07 Juli

 

Nach ein paar faulen Ankertagen vor der Ilha Culatra und der Ilha Deserta ...

... haben wir uns entschlossen, die My Way zu verkaufen und in so was einzuziehen ...

Ist natürlich Quatsch! ;-)

 

Im Gegenteil: es tauchen schon erste Gedanken auf, es doch noch mal (aber irgendwann mal) mit Madeira zu probieren ...

 

Aber zunächst verholen wir uns, in Anbetracht bevorstehenden vermehrten Windes, über das Wochenende in die Marina Olhao. Zum Glück hatten wir vorher eine Mail dorthin geschickt, was dann als Reservierung gewertet wurde, denn als wir ankamen, hies es zunächst „no Space“ (kein Platz frei). Aber schlieslich gab es dann doch noch Space für uns;-)

Der Hafen hat zwar immer noch keine Duschen (s.April), ist aber recht beschaulich und wird ausnahmsweise mal mehr von Portugiesen bevölkert, als von Ausländischen Yachten (es gibt hier aussergewöhnlich wenige Engländer!).

 

Olhao selbst ist eine nette Kleinstadt mit ganz wunderbaren alten Markthallen...

und viel Flair in den Gassen ...

... und der Umgebung.

Donnerstag 11 Juli

 

Also ... der viele Wind ist nun weg ... aber wir sind immer noch hier...

Warum nochmal genau wollen wir weiter ???

 

Die Marina ist ruhig, das Abendprogramm abwechslungsreich (mal schön, mal weniger) und das Eis endlich mal sehr lecker und bezahlbar:-))

 

Unser Platz sei nur bis morgen frei... schaun wir mal ;-)

 

Freitag 12 Juli

 

Wir haben geschaut; bis Samstag können wir bleiben ...

 

Zunächst aber bin ich schon wieder 1 Jahr älter... aus den Bemühungen, einen besonders schönen Tag zu machen wird irgendwie nix ... aber immerhin bekomme ich ein Eis und abends ein sehr gutes Blueskonzert.

ääähm ...

Samstag 13 Juli

 

Bevor die Marineros ihre Arbeit beginnen und uns dann evtl beim Ablegen helfen wollen, bugsieren wir uns lieber mit Hilfe von Leinen und Jürgen aus der engen Box – klappt prima!

 

In der Lagune müssen wir noch motoren und denken, ooh schöner Segelwind für Tavira ... es reicht dann zumindest für gemütliches Gennackersegeln. Kurz vor Tavira frischt es auf, so dass wir auf Groß und Fock wechseln.  und damit sogar mit Halbwindkurs in die Einfahrt reinsegeln ;-)

 

Wir machen (wieder) an einer der vielen freien Bojen fest ... in unmittelbarer Nähe eines Motorbootes. Später wird es dann etwas eng ...

Ob 1 Meter Abstand reicht ?

 

Aber sonst wieder herrliche Optik hier.

Sonntag 14 Juli

 

während ich zur Boulangerie Francaise (!) radele, schiesst Helga Kunstfotos in der Pampa.

Der 1 Meter Abstand von gestern verändert sich ... und das Motorböötchen  klatscht plötzlich an unsere Seitenwand. Zum Glück war es abgefendert und es gibt keine Schrammen. Aber hier bleiben wir nicht länger und gehen an eine andere Boje.

 

Jetzt können wir beruhigt in den Ort Tavira zum Sightseeing radeln.

Da könnte man bestimmt schön einen Galao (Milchkaffee) trinken...

Stimmt! ;-)