Freitag 03 August
"Wind Nordost um 3 bei herrlichem Sonnenschein" ... sagt die Wettervorhersage. Wir wollen von Ribadeo weiter nach Nordwest. Also wird im Hafen bereits der Gennacker im Bergeschlauch bereit gemacht. Um 12:08 starten wir den Motor ... und machen ihn erst um 16:15 wieder aus :-(
Der Wind – so lange er noch da ist– kommt nämlich mit nur max. 2 Bft aus Nordwest (Richtig, von vorne) und ist dann ab 14 Uhr erstmal ganz weg. Einen Plan B haben wir heute nicht, also wird motort. Der „herrliche Sonnenschein“ findet auch nur über der diesigen Wolkensuppe statt, die uns stellenweise nur eine Sichtweite von 100 Metern beschert.
Die See ist fast ruhig, aber eben nur fast. Es reicht noch für unangenehmes Geschaukele, dem trotz Großsegelunterstützung nicht zu entgehen ist. Also langsam wird`s frustig ...
Erst als wir in die Ria nach Viveiro einbiegen kommt der Wind noch und reicht dann für eine knappe Stunde gemütliches Segeln in den ruhigen Gewässern der Ria. "Rias" sind ähnlich wie Fjorde tief in die Landschaft eingeschnitten und gehen dann in einen Fluss über ... oder umgekehrt.
Da die Wolken sich nun auch verziehen, sehen wir endlich mal was von der angeblich schönen galizischen Landschaft ... na ja, sieht nach Allgäu oder Gardasee aus ...
Auch in Viveiro
... gibt es ein Folklorefest, das wir uns dann am 2. Abend ansehen ... war aber nicht unser Ding.
Samstag 04 August
Es gibt Sachen, die glaubt man einfach nicht ... wir telefonieren mit unserer „Poststelle“ in Deutschland und erfahren, dass Helga einen Brief von Ihrem (ehemaligen?) Dienstherren bekommen hat, der beabsichtigt, mal eben zu überprüfen, ob sie mittlerweile nicht wieder dienstfähig geworden ist ...
HÄÄÄÄHH !!??? Sie wurde doch im letzten Jahr pensioniert und zwar nicht nur vorübergehend!
Helga ist platt und bekommt Kopfkino vom "Feinsten". Natürlich ist Wochenende und man kann Weiteres erst am Montag klären ...
Sonntag 5 August
Erst mal geht`s weiter Richtung A Coruna; zunächst aber nur in eine angeblich schöne und ruhige Ankerbucht in Cedeira, die uns empfohlen wurde.
Um 12 motoren wir ein Stück die Ria hinaus und gehen dann auf Raumwindkurs mit schönem 4 rer Wind und Wellen von hinten. Es wird eine erstaunlich ruhige Fahrt; auch noch, als der Wind auf 6 Bft aufdreht und uns mit 8,5 Knoten vorwärts schiebt.
Gegen 17 Uhr erreichen wir mit nun abnehmendem Wind Cedeira. OK, es ist Sonntag und alle Spanier der Umgebung scheinen an dem Strand Badetag zu halten. Aber auch sonst ist die Bucht relativ voll mit Ankerliegern. Und ...es ist – jetzt auch mal bei uns - tropisch heiss!
Montag 06 August
Aber zum „Glück“ herrscht heute morgen wieder landestypisches Morgengrau :-(. Es ist noch etwas früh für Skip, also bleibe ich unten im Salon und lerne noch was Spanisch. Als wir dann später an Land wollen ... ist es weg ... bzw. nicht zu sehen, da dicke Nebelsuppe aufgezogen ist. Dazu ist es mittlerweile dermaßen abgekühlt, dass ich ernsthaft erwäge, die Dieselheizung anzuwerfen.
Tja, Nebel vor Anker hatten wir auch noch nicht. Pech für Skip, denn es bringt nichts, mit ihm an Land zu fahren, da ich nicht weiss, wo es ist und wir haben leider versäumt, unser Dingi mit GPS auszustatten ;-)
(mittlerweile wüsste ich, wie ... nämlich mit dem im Fernglas eingebauten Peilkompass)
Eine Stunde später ist wieder „Land in Sicht“ und Skip kann sein „Geschäftliches“ erledigen. Dann kommt Wind. Also schon mal vor Anker das Groß setzen, Anker auf und raus aus der Bucht. Kaum draussen ist der Wind auch schon wieder weg ... und bleibt es auch, so dass wir die gesamten 27 sm bis A Coruna motoren müssen.
Kurz nach 16 Uhr erreichen wir A Coruna und machen in der Marina Real Nautico fest, in der Annahmne, dass es dort ruhiger ist, als in der Marina weiter draussen.
Weit gefehlt ... der Hafen ist relativ voll und die vorbeirauschenden Fischer verursachen Schwell von übelster Sorte – auch Nachts ! Also nix mit ruhig :-(
„A Coruna“! Das ist der Ort, den Langfahrtsegler i.d.R. direkt nach „Camaret sur Mer“ oder „Falmouth“ in England ansteuern, wenn sie die Biscaja überqueren. "Normalerweise" dauert das dann 3 – 4 Tage. Wir haben die Strecke von Camaret bis hierher in stolzen 2 Jahren geschafft ;-) ... aber halt auch den „Umweg“ über die Bretagne sehr genossen! Schnief ... wir tun uns immer noch schwer ...
Die Stadt selbst ist ... halt Großstadt; mit viel Kultur und Möglichkeiten zum Bummeln, Einkaufen, schöne Ecken gucken und (endlich mal wieder) EIS ESSEN !!.
Und natürlich gibt es hier viel Platz für große und kleine Schiffe ...
Ausserdem treffen wir nun auf eine Vielzahl von deutschen Seglern. Mit Einigen kommen wir in Kontakt und geben ihnen Spitznamen, um sie unterscheiden zu können: die „Eifeler“, die „Schweizer“, ...
Spätabends dann noch ein Highlight: eine Delfinschule im Hafenbecken von A Coruna :-))
Mittwoch 08 August
Beim morgendlichen Blick aus dem Salon kann ich`s kaum glauben ... strahlend blauer Himmel ... und das am frühen Morgen! Das hatten wir seit 2 Wochen nicht mehr!
Wir verholen uns heute in die andere Marina und ... liegen nun herrlich ruhig.
Leider ziehen später dunkle Wolken auf und abends gibt es Regen satt :-) Nun wird es wahr: wir kramen tatsächlich den Heizlüfter raus und ... ganz Resteuropa stöhnt unter der Hitze !!!
Donnerstag 09 August
Wir verschieben die Weiterfahrt noch einen Tag. Die Klärungen in Sachen Pension ziehen sich, da benötigte Unterlagen nicht so einfach zu finden sind, da in Deutschland „eingemottet“. Klar ist mittlerweile, dass Helga demnächst nach Deutschland muss ...
Ab Mittags scheint die Sonne so, wie sie soll und wir machen eine Fahrradtour zum „Herkules“, einen schon von den Römern erbauten Leuchtturm.
Freitag 10 August
Mittags geht es weiter zur ca. 35 sm entfernten Ankerbucht in Corme. Wir haben guten Wind, angenehme Kurse und ein kleines Highlight, als wir querab einen Blas und eine riesige Schwanzflosse sichten; also wahrscheinlich einen Wal :-)
Kurz nach 20 Uhr fällt der Anker vor Corme; hält aber erst beim 3. Versuch.
Kurz vor Mitternacht: Ankeralarm! Wir liegen mittlerweile relativ dicht an einem anderen deutschen Boot. Also Anker auf ... geht aber nur bis knapp unter die Wasseroberfläche, weil wir uns anscheinend eine Muringleine „geangelt“ haben.
In der Dunkelheit bekomme ich die nicht los. Aber was solls; wir hängen ja jetzt sehr fest und sicher ;-)) Also kümmern wir uns morgen im Hellen darum.
Samstag 11 August
Also... ein Seil wird unter die geangelte Leine geführt und am Schiff befestigt. Dann den Anker etwas runterlassen und schon ist er frei:-))
Skip hat heute Geburtstag. Wir „schenken“ ihm einen Tag mit einer Mischung aus Segeln, Motoren und Schaukeln (hat er sich aber nicht sehr drüber gefreut), weil der Wind nur sehr mässig weht.
Gegen 17 Uhr erreichen wir so Camarinas, einen schnuckeligen kleinen Hafen mit einem sehr netten Hafenmeister, der angenehm dezent unsere Leinen annimmt und sogar auf die bisher übliche Anmeldeprozedur mit dem Ausfüllen von Formularen verzichtet.
Sonntag 12 August
Heute hat Helga Geburtstag. Ich „schenke“ ihr einen Regentag (hat sie sich aber nicht sehr drüber gefreut). Bei dem Wetter braucht sie dann schon mal zwei Laptops ;-)
Montag 13 August
Laut Vorhersage gibt es morgen Starkwind und heute Gennackerwetter. Na, da fahren wir doch lieber heute weiter.
Wir machen im Hafen schon mal den Gennacker klar. Schade nur, das der Wind die Wettervorhersage nicht gelesen hat. Er hält sich versteckt und so geht es ohne ihn Richtung Capo Fisterre.
Das macht seinem Namen auch alle Ehre, da es mit Motorengeschaukele und Nieselregen wirklich sehr „fies“ zugeht. Immerhin sehen wir wieder ein paar Delfine, die sich aber nicht länger bei uns aufhalten wollen.
Nach dem Kapp wird es besser. Es klart auf und wir können auch endlich segeln. Als wir spätnachmittags in die Ria Muros einbiegen, wird es sogar besonders schön mit Sonne, 3-4 Bft, glatter See und Halbwindkurs ... geht doch!!!
Wer kommt eigentlich immer auf diese blöden Ideen? Der Skipper schlägt vor, heute zu ankern und erst morgen früh in den Hafen Muros einzulaufen, um so eine Hafenübernachtung zu sparen ...
Das Ankern klappt auch heute erst nach mehreren Versuchen ...
Dienstag 14 August
Es wurde dann aber eine unruhige Nacht weil es nämlich sehr windig wurde. Zwar hielt unser Anker, aber nicht Der einer benachbarten Yacht (die „Schweizer“), die um 5 Uhr morgens plötzlich bedrohlich nahe an uns mit Kettenrasseln und lautstarken Kommandos für Unruhe sorgen.
Wir verholen uns am frühen Vormittag dann in den Hafen. Es gibt hier zwei Hafenmeister: Pedro, der etwas angesäuert ist, weil wir uns angeblich nicht angemeldet haben (haben wir aber, er hat nicht geantwortet) und Klaus, einen deutschen Hafenmeister, dem leider das lässige Spanische fehlt, weil er anscheinend immer im Stress ist.
Muros ist richtig nett. Es gibt eine schöne Altstadt mit entsprechendem Gemäuer und engen, verwinkelten Gassen sowie eine interessante Umgebung, die wir uns erradeln.
Zudem hält jetzt wohl so etwas wie dauerhafter Sommer einzug ... :-))
Donnerstag 16 August
Wir segeln mit der Fock mal eben 5 sm rüber nach Portosin und werden zuerst von einem unfähigen Marinero empfangen, der uns bei 6er Böhen eine Box mit Rückenwind zuweisen will ... tun wir nicht! Dann ist doch noch eine Box auf der anderen Seite frei. Geht doch! Dafür ist die Hafenmeisterin Carmela dann aber eine sehr Nette und Hilfsbereite!
Samstag 18 August
Zwischenzeitlich hat Helga wieder Post bekommen und nun auch einen Termin zur Untersuchung beim Gesundheitsamt. Ein Flug ab Porto ist gebucht für Anfang September und – wenn frau schon mal da ist – werden noch diverse Arzttermine vereinbart ... auch den noch Ausstehenden beim Zahnarzt.
Gleichzeitig machen wir uns einen Kopf, wie wir das Ganze logistisch angehen: Gas geben bis Porto, oder hier in der Gegend bleiben?
Abers erst mal geht`s heute wieder zurück nach Muros und mit dem Fahrrad einen schönen Lüstenweg lang.
Sonntag 19 August
Bei einem schönen 3 er Ostwind geht`s wieder nach Portosin. Und um das Segelvergnügen noch zu toppen, bekommen wir Besuch.
Mindestens 6 große Delfine geben sich und uns die Ehre !
Das ist doch ein ausreichender Grund "etwas" vom Kurs abzukommen und "Viechern" zu folgen - unsere Kurslinie ;-)
Montag 20 August
So ... wir bleiben in den Rias, bzw. werden bis Vigo fahren und Helga dann von dort aus dann mit dem Bus zum Flughafen Porto.
Also auf zur Nächsten; der Ria Arousa – der Größten in der Gegend.
Um 12 legen wir ab und segeln mit raumen Wind aus der Ria. Leider geht der „Segelsprit“ aus und Der aus dem Dieseltank wird weiter geleert. Das ist jetzt aber auch ganz gut so. Unter Schleichfahrt geht es durch die engen Passagen des Capo Gordo mit seinen vielen vorgelagerten Felsen und Inselchen. Zeit für Fotoshooting.
Kurz hinter dem Kap gehen wir in der traumfaften Bucht von Corrobedo vor Anker.
Dienstag 21 August
Nach wunderschönem morgendlichen Gassi gehen ...
geht es dann Anker auf und rein in die spiegelglatte Ria Arousa. Wir motoren bis fast ganz durch – immer wieder vorbei an riesigen Muschelzuchtgebieten, die aber irgendwie unangenehm nach Schimmel und Teer stinken.
Gegen 16 Uhr machen wir in der Marina Caraminal fest. Netter Ort mit schönen Gassen und einem Park für Skip direkt am Hafen.
Mittwoch 22 August
Leider auch mit Schwell und 24 stündigem Generatorenlärm von den größeren Pötten, die uns im Hafen gegenüber liegen. Also weg hier! Wieder schlängeln wir uns durch die Stinkefelder und segeln bis Rianxo (Riangscho), einem großen Fischerhafen, der ein paar Plätze für Gastlieger bereithält. Die Hafenstege und vor allem die Sanitäranlagen sind zwar deutlich renovierungsbedürftig, aber es ist einigermaßen ruhig und beschaulich.
Das findet wohl auch der Delfin im Hafenbecken!
Am Steg kommen wir in Kontakt mit einem spanischen Paar, mit dem wir auf spanisch, französisch und englisch eine lustige und informative Zeit verbringen. Die geben uns schlieslich auch den Tip mit der Ankerbucht Aldan (und sind damit Schuld an dem, was dort passieren wird ...)
Freitag 24 August
Wir wollen in den nächsten Hafen um die Ecke. Als wir dort ankommen, funke ich zum ersten Mal auf spanisch – klappt aber irgendwie nicht. Jedenfalls bekomme ich erst Keine und dann eine unverständliche Antwort.
Also fahren wir so rein. Als wir in dem überschaubaren Hafen anlegen wollen, kommt ein blöder Marinero und behauptet glatt, er habe keinen Platz frei, da eine Regatta stattfinden würde. Wir sind so was von sauer, denn es ist klar, dass er Platz gehabt hätte, wemn er gewollt hätte ... Aber es nutzt nix, er ist hier der Sheriff ...
Also wir wieder raus und versuchen, neben dem Hafen zu ankern ... geht nicht, da der Boden verkrautet ist. Also entweder in den übernächsten Hafen (der Nächste wäre Caraminal), oder direkt zur Ankerbucht nach Aquino, wo wir morgen hin wollten?
Nach 3 Stunden Vorwindfockgetümpele fahren wir wieder durch das Felsenlabyrint vom Capo Grosso und endgehen nur knapp einem Crash mit einem Felsen, der nur knapp überspült ist und den ich eigentlich nur durch Zufall sehe, weil sich über Ihm weisse Schaumkronen bilden. Der Mistkerl ist nur mit einem Kreuz und nicht als Felsen in einem ansonsten 5,6 m tiefen Gebiet eingezeichnet. Glück gehabt!!! Um 18:45 lassen wir in Aquino den Anker runter. Geile Gegend – kein Wunder; sieht ja auch aus, wie in der Bretagne ;-))
Nur komische Softeisskulpturen haben die hier ;-)
Samstag 25 August
Wir gehen Anker auf und segeln mit schönem Halbwindkurs an der Isla Salvora vorbei in die nächste Ria – der Ria Pondovedra und machen im Hafen Portonovo fest.
Montag 27 August
Uns wurde ja die schöne und ruhige Ankerbucht bei Alderan empfohlen.
Es ist schönes Wetter, wenig Wind und ... es soll so bleiben ... (denkt man, als gutgläubiger Wettervorhersagenleser)
Also dann fahren wir da mal hin zum Ankern ... was sich dann als doch so keine gute Idee erweist ...
Die Bucht ist schön und leider nicht ein Geheimtip, da sie schon mit vielen Ankerliegern belegt ist. Als wir uns in das Ankerfeld anpirschen, sehe ich – jetzt schon zum zweiten (und leider nicht zum letzten Mal) einen Felsen knapp unter der Wasserlinie. Also nix wie weg da. Erst beim 3. Mal hält der Anker. Aber dann werden wir angefunkt und ein netter Holländer teilt uns mit, dass wir in direkter Nähe eines weiteren Felsens liegen. Also wieder Anker auf und ganz weg vom Ankerfeld mehr zu den Mooringbojen, wo unser Anker dann direkt hält. Wie gesagt: wenig Wind, was auch so bleiben soll. Also wird Er auch nicht lange eingefahren.
Gegen 21 Uhr sieht das Ganze dann noch so aus:
Und am nächsten morgen gegen 10 Uhr so:
Jetzt kommt das Dazwischen ...
Dienstag 28 August
Kurz nach Mitternacht kommen Wind und Regen mit Böen bis zu 6 Bft. Nix mit ruhiger Ankerbucht. Ich lege mich in den Salon und schaue mehrmals nach dem Anker. Er hält. Ausserdem ist der Ankeralarm im GPS ja eingeschaltet.
Ab ca. 4:30 Uhr fegen mehrere heftige Böen mit mindestens 7 Bft durch die Bucht und lassen alle Ankerlieger unruhig werden. Lichter gehen an, Motoren werden gestartet.
Ich sehe 2 unserer Nachbarn (vermeintlich) ihre Schiffe weiter nach vorne verholen; verstehe allerdings nicht ganz, warum die dabei hupen. Erst als unser Ankeralarm los geht und ich auf der Anzeige eine Geschwindigkeit von 1,4 Knoten Speed ablese, realisiere ich, dass nicht die Nachbarn nach vorne gehen, sondern wir nach hinten wegdriften. Bis ich den Motor gestartet und mich orientiert habe (es ist finstere Nacht, der Wind heult und es regnet) nähern wir uns dem Unterwasserfiesling von gestern Abend und hängen auch schon seitlich dran und drauf :-(( Ein Freikommen mit Motor ist nicht mehr möglich. Wir sind ziemlich ratlos ...
Aber wie das bei uns immer in brenzligen Situationen ist (toi, toi, toi) taucht plötzlich Hilfe auf in Form eines kleinen Fischerbootes (ca 8m) mit 2 Mann Besatzung, starkem Lichtstrahler und noch stärkerem Motor. Sie sprecchen kein Englisch und ich kein Spanisch – ideale Kommunikationsvoraussetzungen ;-) Sie kommen sehr dicht ran, schmeißen uns eine Leine zu und versuchen, uns dann nach Backbord vom Felsen runter und weg zu ziehen. Geht aber nicht. Unser Anker ist nämlich noch unten; und zwar in Steuerbord und ... er ist jetzt fest! :-(. Nur gaaanz mühsam, bekommt die Ankerwinde ihn hoch, kurz bevor ich drauf und dran bin, Ihn zu opfern. Nun ein kräftiger Zug von Seitens des Fischerbootes und ... wir sind wieder frei. Die Fischer winken und sind genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind ... Ich komme gerade noch dazu, zurückzuwinken und ein GRACIAS zu rufen.
OK, wir sind wieder frei, aber die Windverhältnisse sind geblieben. Auf erneutes Ankern haben wir jetzt mal gerade keine Lust ;-)) also versuchen wir unser Glück bei den Mooringbojen und finden auch eine fast freie große Tonne, an der wir zwar unseren Enterhaken einbüßen, aber es trotzdem schaffen, uns daran festzumachen. An der Tonne liegt an langer Leine „lediglich“ ein kleines Beiboot, gegen das wir uns abfendern (glauben wir wenigstens). Da wir keinen Wassereinbruch feststellen, können die Unterwasserschäden nicht so gravierend sein. Also fallen wir kurz nach 6 Uhr erschöpft in die Kojen.
Am nächsten Morgen dann: Überraschung!! Zwar immer noch kein Wassereinbruch, aber das Fischerboot hat an unserer Backbordwand ganze Arbeit „geleistet“ und ordentliche Kratzer an mehreren Stellen verursacht.
Und das eigentlich abgefenderte Beiboot hat sich mittlerweile hinter die Fender manövriert und dort an der Steuerbordseite viele kleine Macken reingehauen.
Na ja, ist ja alles 1 Schaden und wir sind versichert. Nach Absprache mit der Versicherung fahren wir jetzt direkt nach Vigo wegen der besseren Infrastruktur in Sachen Werftarbeiten.
In den ersten zwei Häfen in Vigo werden wir wegen Platzmangels abgewiesen, aberzumindest an die Marina Davila Sport vermittelt, wo wir bereits erwartet werden und einen Platz vor dem Kran zugewiesen bekommen. Morgen früh um 9 Uhr sollen wir als Erste gekrant werden.
Mittwoch 29 August
So isses auch. Aus den 9 Uhr werden zwar fast 10, aber alles verläuft sehr routiniert und schwupps, hängt die My Way in der Luft und der Unterwasserschaden kann begutachtet werden.
Wie erwartet, keine gravierenden, aber deutliche Schäden. Eine erste mündliche Schätzung der Marina Mitarbeiter liegt bei ca 7000 € ... inklusive kompletter Rumpflackierung. Da würden wir uns natürlich drüber freuen :-)). Aber erst mal muss die Versicherung da mitspielen.
Kurze Zeit später steht die My Way auf festem Boden und bekommt sogar eine Gangway, so dass sogar Skip mit an Bord kann.
Es fehlt jetzt nur noch der rote Teppich ;-). Insgesamt ist die Marina sehr groß, top ausgestattet und durchweg alle Mitarbeiter/Innen sind sehr nett, hilfsbereit und sogar das Reinigungspersonal spricht gutes Englisch!
Die Wermutstropfen: die Marina ist weit weg vom „Schuss“ und liegt am Ende einer riesigen Hafenindustrieanlage, wo alles zubetoniert ist und in weitem Umkreis nur gaaanz ganz wenige Pflänzchen und nur 3 Bäume für Skip zur Verfügung stehen :-(
Dafür kann er hier rumlaufen und ist natürlich der Star der Marina ;-)
Donnerstag 30 August
So, die Versicherung zahlt problemlos :-))) und wir richten uns häuslich ein ...
... und geniesen die Freuden des Lebens.
Zum Glück ist uns ja nix passiert und alles in Allem haben wir mal wieder Glück im Unglück gehabt. Wir hätten sowieso bis Mitte September in der Nähe von Vigo bleiben müssen, weil Helga ja eine Woche nach D fährt. Ausserdem können - weil müssen - wir jetzt mal länger an einem Ort bleiben und ein wenig zur Ruhe kommen und bekommen dazu noch eine neue Lackierung fürs Schiff.