Donnerstag 26 Juli

 

Bei der „Segelei durch`s Weltall“ sind wir anscheinend auf einem anderen Planeten gelandet. Alles kommt uns hier so „spanisch“ vor: es ist voll und es ist laut. Aber es ist „nur“ Asturien, wo wir gelandet sind. Am ersten Abend stört mich das nicht. Wir werfen uns ins Stadtleben von Gijon, setzen uns an eine Placa zum Essen und lassen erst mal alles auf uns einprasseln. Sogar ICH (!) probiere eine Stück Pulpo (Tintenfisch). Aber nur, weil es irgendwie lecker aussieht.

Gijon ist vor allem die Stadt des Cidre ... pardon ... Sidre.

 

(Turm aus Sidreflaschen) Volkssport (der Macho Männer) ist hier, ein (noch leeres) Glas in Hüfthöhe zu halten und mit der anderen Hand eine (noch gefüllte) Sidre Flasche ausgestreckt nach oben zu halten, langsam zu kippen, und den Sidre über eine Distanz von ca. 1,5 Höhenmetern ins Glas zu bekommen, ohne was zu verschütten. Das kommt nämlich erst später. Bevor das Glas dann ausgetrunken ist, wird der letzte Rest geschwenkt und mit Schmackes auf den Boden geworfen (also der Rest, nicht das Glas). Das gehört wohl zum guten "Ton"; alle machen das so! Aber der Putzdienst funktioniert und am nächsten Tag sind die Böden alle wiederr blitzsauber!

 

Auch an die veränderte Landschaft müssen wir uns erst mal gewöhnen; hohe Gebäude, meistens am Hang gebaut und dahinter dann noch wesentlich höhere Gebirge, deren Aufgabe - ausser hübsch auszusehen - vorrangig darin besteht, den Nordwind zu stauen und zu dicken Wolken, Regen und/oder Nebel zu verarbeiten.

Darauf sind wir nach meheren Wochen Sonne aber jetzt gar nicht eingestellt!

 

Freitag 27 Juli

 

Geht doch. Es ist sonnig, aber schwül und kein Wind. Eigentlich wollen wir nur tanken und uns in den Hafen gegenüber der Stadt verholen Aber plötzlich spüren wir eine deutliche erfrischende Brise. Also Segel hoch und mit Motorunterstützung die Bucht heraus, bis ... plötzlich der Wind wieder weg ist.

 

Also kehrt Marsch und doch in die Marina Yates.

 

Dafür, dass diese in einem Industriegebiet liegt, ist sie eigentlich ganz schnuckelig. Nettes Hafenpersonal und wir bekommen sogar Kontakt zu Einheimischen; ganz im Gegensatz zur Stadtmarina, wo die Gastlieger im Touristrengetto des Hafens liegen.

 

Samstag 28 Juli

 

Trotzdem wechseln wir für`s Wochenende wieder in die Stadt zurück, um das Kulturangebot mitzunehmen: z.B. ein tolles Duo, das sehr professionell, spielfreudig, leidenschaftlich und lustig auf zum Teil selbst gebastelten Instrumenten spielt – z.B. auf einem zu einer Flöte umfunktioniertem Campingstuhl, oder einer Strandgitarre mit Plastikeimer als Corpus :-)

 

Dienstag 31 Juli

 

Ganz Europa leidet unter der lang anhaltenden Hitzewelle. Ganz Europa? Nein, ein kleiner Teil Nordspaniens – genannt Asturien – trotzt wolkenverhangen der Sonne und lässt sie nur ganz selten durch :-( Wir erwägen, wieder zurück nach Frankreich zu fahren ... oder eben weiter und um die Ecke im Nordwesten. Dazu fehlt aber immer noch die richtige Windrichtung. Mittwoch soll es was werden...

 

Nach den obligatorischen 2 Tagen (auf unseren Passport Escale) haben wir wieder in die Yates Marina verholt und statten dem botanischen Garten per Bus einen Besuch ab.

Was mich jetzt schon an Spanien etwas nervt, ist, dass die hier in Allem sehr ordentlich sind ... fast schon pedantisch. Hier muss man mit allen Schiffspapieren, Versicherungsnachweis und Personalausweisen jedesmal ins Hafenbüro; auch wenn man erst 2 Tage vorher da war!?

 

Und wehe, man erdreistet sich, mit dem Fahrrad auf der (äusserst) linken Strassenseite zu Fahren, weil Skip dort auf dem weit und breit einzig verfügbaren Grünstreifen läuft. Den einzigsten Autofahrer weit und breit (Industriegelände) störte das, drängte mich ab und zwang mich zum Absteigen und wollte unbedingt, dass ich auf der rechten Seite weiterfahre ...

 

Aber das Schöne wiederum ist, dass ich hier herrlich wüste Beschimpfungen auf deutsch brüllen kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen ;-)).

 

Mittwoch 01 August    Wellenritt nach Ribadeo.

 

Für heute ist Wind aus Ost angesagt. Also auf nach Galizien; bzw Ribadeo, der Grenzstadt dazu.

 

08 Uhr Wir starten und segeln mit einer leichten Brise aus dem Hafendelta von Gijon. Wie man das ja so schon kennt ... ist kurz darauf der Wind weg und wir motoren mit Plan B (20 sm bis Avillez) weiter.

 

09 Uhr Der Wind ist zurück und weiter geht`s mit Raumwind Halsenkurs (da der Wind genau von Ost kommt und wir genau nach West wollen, nehmen wir abwechselnd einen Nordost und Südostkurs, um komfortabler (aber halt länger) segeln zu können.

 

Das geht so bis 13 Uhr. Dann muss der Volvo wieder ran, der zusammen mit den schlagenden Segeln an den Nerven zerrt. Eine Stunde später kommt Wind mit 4 Bft und wir segeln unter Vollzeug (Groß, Fock und Besan) weiter. So langsam wird es wellig. Solche Dinger hatten wir noch nicht. Zunächst ca. 2 – 3 Meter hohe 13 Sekunden (also sehr schön langgezogene) Wellen von rechts vorne, die wir ungefährlich auf und absegeln. Im Verlauf des Nachmittags wird es dann etwas spannender, weil sie noch höher werden und nun auch welche von hinten dazu kommen, auf denen wir „fröhlich unter munter“ (na ja, fast) runtersurfen, was aber hohe Aufmerksamkeit erfordert.

18 Uhr damit es noch spannender wird, dreht der Wind eine Zeitlang auf bis 6 Bft auf. Wir sehen, wie die Wellen an der Felsküste hochpeitschen und denken mit bangen Gefühlen an die bald anstehende Hafeneinfahrt ...

 

Aber das dauert noch bis 21:30 und bis dahin haben Wind und Wellenhöhe - glücklicherweise – wieder abgenommen. Aber auch mit mehr Wind und Wellen wäre die sehr breite Hafeneinfahrt von Ribadeo möglich gewesen. Das weiss man vorher aber nicht.

 

Um 21:45 legen wir nach 78 anstrengende Seemeilen im Hafen von Ribadeo an und werden sogar noch von Hafenpersonal empfangen. Während die Bordfrau nun spannungsmässig abschlafft, bin ich jetzt aufgedreht und ziehe mir als „Feierabendbier“ noch einen Film rein.

 

Donnerstag  02 August

 

Als ich die Hafenfrau nach dem Weg zum Bäcker frage und darauf hinweise, dass ich mit dem Fahrrad dahin will, sieht sie mich etwas komisch an. 5 Minuten später weiss ich, warum. Ich kehre unverrichteter Dinge wieder um. Der Wille ist da, aber der Berg  ist einfach zu steil und für mich Fußgeschädigten nicht zu bewältigen. Da muss die Bordfrau ran ;-) Nachmittags entdecken wir dann einen Fahrstuhl, der uns mitsamt Fahrrädern bequem zum Einkaufen in die Stadt in auf den Berg bringt...

 

Der spanische Lidl erweist sich als herbe Enttäuschung, da er von uns heiss begehrte (Über)Lebensmittel einfach nicht im Sortiment hat. „Crema Catalana“ ist bei Weitem kein Ersatz für „Creme Brulet“:-(( ICH  WILL  WIEDER  NACH  HAUSE (Bretagne)!!!