Sonntag 2 April
Es geht (wieder) los. Wir legen um 13 Uhr ab und nutzen das Focksegel und den schwachen Nordwind, um uns mit der wahnsinnigen Geschwindigkeit von 2 – 3 Knoten voranzutreiben zu lassen. Und nach einer wahnsinnigen Entfernung von knapp 6 Seemeilen legen wir schon wieder an. Wir müssen nämlich eigentlich bis Mittwoch warten – dann kommt wieder richtiger Wind ... aus der richtigen Richtung ... so die Vorhersage.
Also werden wir einfach noch in dem schönen Golf bleiben und einige der Inseln erkunden.
Zunächst die Ile aux Moines.
Hier erwischen wir einen saisonal ver(w)irrten "Einbrecher" auf "frischer" Tat.
Montag 3 April
Skip geht, ääh fährt mit Frauchen fremd ... (Wassertaxi)
Vor der Ile Aux Moines liegt man nämlich an Pontons, die zwar über Strom und Wasseranschluss, aber keine Landanbindung verfügen.
11:10 Bevor die Monsteralgen von der My Way Besitz ergreifen ...
... motoren wir weitere 5 Seemeilen zur Ile d`Arz und entdecken zunächst ein neues uns bis dahin völlig unbekanntes Seezeichen ;-))
Vor der Insel vertauen wir die My Way an einer der vielen freien Bojen und machen einen Landfall auf der (schon wieder) schönen Insel, wo wir aus dem Gucken und Skip aus dem Schnüffeln gar nicht mehr rauskommen.
Dienstag 4 April
Nicht nur wettermäßig gibt es heute einen kleinen Dämpfer.
Kurz nach 11 lösen wir uns von der Boje und segeln nach Crouesty. Dabei ist uns jetzt mal egal, dass wir noch Strom gegenan haben.
Als wir in den Hafen einfahren, sehen wir diverse Zelte. Da fällt der Bordfrau ein, dass ja diese Woche Regatta ist. Es sind zwar keine (Regatta) Schiffe im Hafen, dafür aber jede Menge "Rämmidämmi". Wir legen zwar an, aber nach
diverser Musikbeschallung verschiedenster – aber nicht unserer - Art legen wir schnell wieder ab und segeln rüber nach Port Haliguen ... nur um vom Regen in die Traufe zu kommen, denn hier SIND die ganzen Regattaschiffe (die morgen dann nach Cruesty fahren).
Auf jeden Fall wollen die Teilnehmer – genau wie ich – jetzt duschen. Entsprechend sehen die sanitären Anlagen aus und ich entschließe mich „spontan“ zur 2 Liter Dusche (habe ich schonmal beschrieben) an Bord.
Natürlich ist hier auch auf jedem Schiff Party - bis morgens um 3 Uhr :-(((
Es ist nicht nur immer nur schön, was wir machen!
Bevor der Regattapulk aufbricht fiehen wir schon früh auf`s offene Meer. Zunächst empfängt der Atlantik uns noch mit sanfter Dünung. Dann aber wechselt er zu „Kabbelig“ und verschafft uns unverhofft Ijsselmeerfeeling. Dazu frischt der Wind mal auf und nimmt wieder ab, so dass der Skipper gut mit Segelwechsel und -trimm beschäftigt ist.
Nach gut 6 Stunden erreichen wir den Hafen Port Tudy auf der Insel Ile de Groix, die bei unserem ersten Besuch im September ja schlecht weg kam (weil Voll und viel Rummel). Diesmal bekommen wir ohne Probleme einen Platz am Steg, sind aber etwas überrascht, dass unsere Carte de Morbihan hier nicht gilt und wir einen - für die Nebensaison – saftigen Preis zahlen müssen. Ok, bleiben wir eben nur eine Nacht.
Donnerstag 6 April
Heute sammelt die Ile de Groix aber dann doch einige Pluspunkte. Zunächst geht`s zu Fuß einen herrlichen (aber langen) Küstenweg entlang...
zu einem Sandstrand, der die seltene Eigenart besitzt, konkav statt konvex zu sein (oder so ähnlich).
Durch den feinen weißen Sand haben wir das Gefühl, in der Karibik zu sein...
Aber nein, wir sind ja in Bingen an der Loreley ;-)
Skip macht Bekanntschaft mit einer seltenen Ente...
Wir legen erst Nachmittag ab und motoren auf die andere Seite der Insel, um uns einen Ankerplatz anzusehen. Da kaum Wind ist (und Hochwasser) sind wir mal mutig und tasten uns in die felsumrandete Ankerbucht, wo wir mittendrin den Anker fallen lassen.
Nach Karibik und Bingen sind wir nun also in Schweden angelangt und erleben Schärenfeeling pur.
Zwei weitere Segler kommen noch dazu. Die kennen sich hier aber schon aus oder sind mutiger als wir. Sie fahren noch tiefer rein an die Felsen und machen sich an dort hängenden Leinen fest. OK, vielleicht das nächte Mal...
Wir machen das Dingi klar und schauen mal, ob wir an Land können. Können wir; aber nicht, ohne nasse Füsse und Pfoten zu bekommen. Puh ... kalt ;-(
Aber was für eine klasse Gegend!
Gegen Abend frischt der Wind doch noch etwas auf, so dass uns bei dem Gedanken an einer Übernachtung hier zwischen den Felsen nicht so richtig wohl ist. Also Anker auf, denke ich und trete auf den Knopf für die Ankerwinde...
Aber außer dem Klicken des Relais tut sich nichts. Mist! Ich hatte extra viel Kette gegeben, die ich nun mühsam per Hand und Hebel hochziehen darf.
Das ist anstrengend, aber gelingt schließlich, so dass wir aus der Bucht rausmotoren können.
Bei einem schönen 3-er Wind kreuzen wir wieder um die Nordspitze der Insel und steuern dann mit Raumwindkurs und schöner Abendsonne den Hafen Kernevel vor Lorient an.
Ein langer und erlebnisreicher Tag geht zu Ende!!!
Freitag 7 April
Nachmittags verholen wir uns in den Hafen gegenüber - nach Port Louis. Dort ist morgen nämlich Markt :-))
Samstag 8 April
Nach Marktbegehung und Spätstück widme ich mich mal dem Ankerwindenproblem und entdecke die Wurzel des Übels.
Ein Kontaktbolzen am Antriebsmotor ist abgebrochen. Da muss ich wohl mal mit zum "Boschdienst" !
Derweil genießt die Bordfrau ihren wohlverdienten Ruhestand;-))
Sonntag 9 April
2 Tage sind rum und wir müssen in den nächsten Hafen. Ganze 1,2 sm brauchen wir bis Locmiquelic, wo Helga dann – von gestern ausgeruht - die Frühjahrsputzwut packt.
Seit längerem überlegen wir, dass wir eigentlich ein zweites Schiff benötigen;
eins für den Winter im Süden, wo es warm ist und eins für die Sommermonate in der Bretagne ;-)))
Hier steht Eins zum Verkauf und ist für "nur" 11000 € gar nicht mal schlecht:
Montag 10 April
Da gestern das Hafenbüro zu war, gehen wir heute „bezahlen“. Die Hafenmitarbeiter(innen) überschlagen sich vor Hilfsbereitschaft und drängen uns fast schon Leihfahrräder auf, mit denen wir nachmittags unseren Großeinkauf tätigen.
Dienstag 11 April
Und schon sind wieder 2 Tage rum, also Hafenwechsel nach Kernevel. Wir leihen uns wieder Räder und schauen uns mal im Fischereiviertel nach einer Reparaturmöglichkeit für unseren Ankermotor um. Leider gibt es Niemanden, der uns weiterhelfen kann. Doch Einer – der will uns einen neuen Motor verkaufen:-(( Da wir in nächster Zeit noch nicht Ankern wollen, wird die Problemlösung vertagt.
Mittwoch 12 April
Die Wettervorhersage will einfach nicht so, wie wir. Also müssten wir eigentlich weiterhin abwarten. Da haben wir aber keine Lust drauf. Also – warum fahren wir dann nicht doch nach Süden...!?
Aber erstmal geht`s noch zum Lidl – nach französischem Gesetz natürlich wieder ein Stück Berg hoch;-(
(übrigens... das Gesetz beruht darauf, dass wir ja von Höhe des Meeresspiegels aus gesehen ja immer hinauf müssen ...).
Um 11:30 legen wir bei Null Wind ab und motoren aus der Rade de Lorient. Um 12 Uhr haben wir dann einen schwachen Südwind. Mit dem könnten wir ja doch nach Nordwest... Also dann....!
Der Wind dreht zwar im weiteren Verlauf auf Südwest, aber mit nur 2 x Kreuzen können wir einigermaßen bequem unseren Kurs halten. Nur ist der Wind ziemlich frisch, so dass wir unsere Bude dicht machen und zum weiteren Kreuzen einfach ein Stück motoren;-)).
Um 17:30 erreichen wir Port Manech, wo wir an einer ... ähm zwei Bojen festmachen (vorne und hinten).
Es ist jetzt herrliches Wetter (übrigens scheint schon seit zwei Wochen die Sonne!) Da könnte man ja schon glatt schwimmen gehen (was einige kälteunempfindliche Franzosen auch tun!)
Donnerstag 13 April
Windvorhersage: bis 14 Uhr = Null. Um 12 Uhr regt sich ein Lüftchen. Wir legen ab, setzen Groß und Fock und dümpeln in die richtige Richtung (Concerneau). So kann Atlantik auch sein.
Erfreulicherweise kommt noch ein klein wenig mehr nutzbarer Wind, so dass wir hoch am Wind um das Cap Trevignon herumkommen. Als kleiner Nerrvenkitzel und weil die Bedingungen gut sind, nehmen wir die Abkürzung durch die Felsen:
Rechts:
Links:
Danach geht´s bequem mit bis zu 6 Knoten Speed nach Port Foret. Concarneau lassen wir für dieses Mal Rechts liegen. Um 16 Uhr legen
wir an. Der Hafen an sich ist jetzt nicht so sehr der Bringer - hier liegen viele hässliche Rennboote aller Größen. Aber dafür gibt es hier eine sehr gute Versorgung mit vielen
Schiffsausrüstern.
Wir machen uns dann auch gleich mal auf den Weg und gehen – mit dem nicht ganz leichten Ankermotor unterm Arm - auf Erkundung, wer
ihn denn hier wohl reparieren könnte. Nach dem dritten Geschäft werden wir an ein Elektrogeschäft verwiesen, wo wir den Motor zumindest mal zum Nachschauen da lassen können.
Wieder zurück auf der My Way entdecke ich an der Ankerwinde (wo ich den Motor abgebaut habe) eine ziemliche Öllache, die sich auf dem Teakdeck ausgebreitet hat.
Scheiße! Also baue ich schnell die komplette Winde ab, um sie so zu lagern, dass kein (Getriebe)Öl mehr auslaufen kann.
Freitag 14 April
Wenn ich für die Sanitäranlage in Port Foret Punkte zwischen 0 und 10 zu vergeben hätte, bekäme sie eine 12 !!! Großzügige Duschräume mit Waschbecken, Spiegel und genügend Ablageflächen und Haken; dazu eine Art Laminatboden (wahrscheinlich mit Fußbodenheizung) und alles
sehr neu und sauber! Herrlich !!!
Nach diesem Genuss widme ich mich der Ankerwinde; bzw dem Säubern des Teaks. Es ist eine ganz schöne Schweinerei das zähflüssige
Getriebeöl aufzuwischen. Der Teakbereich lässt sich dementsprechend nur noch abschleifen.
Nach mehreren Stunden Arbeit gehen wir dann zum Elektriker, der uns mitteilt, das er den Motor nicht reparieren kann. Also nehmen
wir ihn wieder mit und schauen, was das Internet so an neuen Motoren zu bieten hat. Ich finde einen französischen Anbieter, der knapp 200 € billiger als der Deutsche. Er hat 3 Filialen in der
Bretagne und eine befindet sich - Du glaubst es nicht - 200 m neben unserem Schiff!!
Wir bestellen also zähneknirschend einen neuen Motor bestellt; der ist aber nicht vor nächsten Mittwoch da.
Damit wir erst mal weiterfahren und evtl. auch Ankern können, baue ich alles wieder zusammen und montiere die Ankerwinde mit Motor wieder an ihren Platz. Da kommt mir eine Idee. Der Motor funktioniert ja, wenn die abgebrochene Schraube Kontakt hat. Und damit sie den hat, binde ich einfach (da hätte ich auch früher mal drauf kommen können) mehrere Kabelbinder um den Motor und den Kontakt. Und siehe da, es ist ziemlich fest und funktioniert!
(Foto habe ich leider vergessen)
So, Tageswerk vollbracht und wieder Geld gespart – die Bestellung wird morgen storniert :-))
Samstag 15 April
Nun können wir auch weiter. Die Windvorhersage ist günstig um nach Loc Tudy zu segeln. Die Realität ist mal wieder eine Andere und wir müssen ziemlich kreuzen, um unser Tagesziel zu erreichen. Dementsprechend kommen wir erst gegen 18 Uhr im Hafen an. Da waren wir im September schon mal und wissen um den Supermarkt und Tankstelle in Hafennähe. Daher schwingen wir uns auf unsere Fahrräder und radeln zum Ostereinkauf und zum Tanken; unser Sprit für`s Dingi geht nämlich zur Neige.
Sonntag 16 April
Ein herrlicher Tag beginnt schon mit schöner Morgenstimmung
und einem tagesentsprechenden Frühstück – es ist ja schlieslich Ostersonntag
Viele Leute machen an diesem Tag ihren Osterspaziergang; wir machen Spaziersegeln ...
und fahren in den Fluß L`Odet hinein zunächst nach St Marine, den Ort, den wir im September sooo Schön fanden. Hier verbringen wir einen schönen entspannten Tag.
Ostermontag 17 April
Wir wollen den Fluß weiter hinauf bis kurz vor Quimper; dann ankern und mit dem Dingi weiter in die Stadt hinein fahren. Der Fluß ist laut Karte nur 7 sm schiffbar, dann wird es verdammt flach (0,5 Meter). Wir haben 1,35 m Tiefgang L. Aber ... es ist Nippzeit und wir haben einen Koeffizienten von nur 45 (für die Insider)!
Das bedeutet, das Wasser wird wesentlich tiefer sein, weil der Mond weniger wegsaugt. Also werden wir zur Niedrigwasserzeit (15:17) dort sein und schauen was; bzw wie weit es denn wirklich gehtJ.
Zunächst verholen wir uns aber in den Hafen Benodet, genau gegenüber. Eine Fahrt von 0,2 sm und 5 Minuten, die aber ausreicht, um 3 (!) neue Schrammren ins Boot zu fahren :-((. Der Steg ist nämlich sehr tief und die Bordfrau hat die Höhe der Fender falsch eingeschätzt.
OK, wir machen trotzdem noch eine schöne Fahradtour und holen uns dabei noch Tiefganginformationen bei einem Fahrgastschiff ein, dass auch in diese Richtung fährt.
Um 14:45 legen wir ab und motoren die wunderbare dichtbewachsene Flußlandschaft hinauf.
Um 15:30 werden wir von dem Fahrgastschiff überholt, das aber kurz darauf kehrt macht (Angsthasen). Wir fahren erstmal weiter ;-). 10 Minuten später haben wir die 50 cm Kartentiefe. Wir fahren weiter ;-), weil unser Lot immer noch 2 Meter Wasser unterm Kiel anzeigt. So sind wir wahrscheinlich die einzigste Yacht, die jemals so weit gefahren ist und schauen uns nach einem Ankerplatz um. Aber da ist ja noch eine Kurve. Da könnte man doch auch noch rum :-). Tun wir auch ...und werden belohnt. Denn da ist ein Anleger!!! Der ist nicht auf der Karte, weil der für die Fahrgastschiffe ist (das ja heute nicht mehr kommt). Wir tasten uns also ran und machen bei 1,30 m Wasser unterm Kiel fest.
Schön ist zwar anders,
aber so kommen wir mit Skip leichter an Land.
Etwas spät am Nachmittag kommen wir auf die schusselige Idee, heute schon, oder noch, in die Stadt Quimper reinzufahren. Machen wir auch. Es sind 2 sm (3,5Km) gegen etwas kühlen Wind (nicht so toll). Aber auch diese Tat wird belohnt: Quimper ist eine sehr schöne Stadt.
Schlieslich kommt doch noch die Sonne raus, der Wind lässt nach und kommt mitsamt der Strömung bei der Rückfahrt von hinten :-))
So, Abendessen und dann den Abend ruhig ausklingen lassen ... denkste.
Da biste am A... der Welt, denkst an nix Schlimmes und lernst plötzlich die schweizer Meisterin im Wellensurfen kennen.
Da kommt nämlich plötzlich eine Frau auf den Steg und sagt uns (zunächst) auf französisch, dass wir nicht erschrecken sollen, wenn
sie gleich ins Wasser fällt. Wir bräuchten sie auch nicht zu retten ...!? Sie erklärt uns (nun auf schwiezerdüütsch), dass sie gerade einen Surffilm dreht und eine Einstellung nachdrehen muss;
nämlich die, wo sie rückwärts ins Wasser fällt (bei der Kälte und dem ekligen Wasser, bäääh).
Wir bekommen die Erlaubnis, das wiederum zu filmen und Fotos zu machen und bieten ihr anschließend zum Aufwärmen einen Schnaps an (naturellement einen bretonischen).
Dienstag 18 April
Weil die Aussicht hier nicht schön ist, fahren wir ein Stückchen zurück und gehen an eine Boje ... direkt neben einem deutschen Schiff, dass ebenfalls in Vannes überwintert hat. Den Besitzer selbst haben wir dort nie zu Gesicht bekommen. Aber hier werden – von Boje zu Boje – ein paar Worte gewechselt, bevor es ans Frühstücken geht.
So, nun haben wir auch Strömung flussabwärts, die wir nutzen. Da kein Wind ist, lassen wir uns einfach treiben, genießen bei herrlicher Ruhe diese grandiose Flusslandschaft und bekommen Lust auf den „Amazonas“, den wir uns so ähnlich vorstellen.
Auf der Karte sieht das so aus
und in Echt so ...
Kurz nach Mittag gehen wir wieder in St Marine an den Steg und zum DuschenJ
Der Wind will immer noch nicht und es ziehen ein paar graue Wolken auf; sowohl am Himmel, als auch bei Bordfrau`s Gemüt. Also verschieben wir die Weiterfahrt auf morgen und stellen „die Bordfrau in den Wald“ (das ist bei uns eine Redewendung, wie es Helga besser gehen kann).
Das funktioniert und artet in einen langen, aber wunderschönen Spaziergang aus, wodurch die Weiterfahrt endgültig auf morgen
verschoben wird.
Mittwoch 19 April
Wir wollen nach Guilvinec und der Wind dafür soll gut sein, aber wie so oft ... ist er dann doch nicht so und schwächelt, so dass wir etwas Zeitdruck bekommen. In Guilvinic ist die Einfahrt für Sportboote nämlich von 16 - 18 Uhr verboten, weil dann die ganzen Fischerboote (wir zählen mindestens 30!) reinkommen und ihren Fisch und sonstiges Getier anlanden - ein tägliches Spektakel und die hiesige Tourismusattraktion.
Wir sind um 15:55 da und schauen uns das dann auch mal an :-)
Donnerstag 20 April
Entweder machen wir heute einen kurzen oder langen Schlag. Wir legen schon früh um 8:30 ab und werden durch den recht flachen und von Untiefen Küstenbereich sowas von durchgeschaukelt. Erst als wir weiter draussen sind und 60 Meter Wasser unterm Kiel haben, wird es besser und im weiteren Verlauf recht angenehm.
9:30 Fast die gleiche Stelle und Uhrzeit wie im September: DELFINE gesellen sich endlich mal wieder zu uns und (be)nutzen die My Way für ihre neckischen Spielchen – drunter her tauchen und Wettschwimmen (sie gewinnen immer ;-(( ). Da es gut voran geht, wollen wir den langen Schlag bis Camaret (ca.40 sm).
12:30 Uns geht zwar nicht die Luft, aber der Wind aus und werden so zu langsam, um durch das „Raz de Sein“ zu kommen. Nach Audierne zu fahren (kurzer Schlag) wollen wir aber nicht und starten den Volvo Wind.
14:00 Wir sind im Raz de Sein, haben immer noch kein Wind und motoren. Da fällt dem Skipper ein, dass er doch auch mal auf die Ile de Sein wollte. Dorthin können wir sogar wieder etwas segeln und so tasten wir uns durch das Felsenlabyrint zum Ankerplatz vor. Da wir einen sehr sehr niedrigen Koeffizienten von 35 haben, ankern wir auf 3 Meter Wassertiefe; einer Stelle, die normalerweise trockenfällt :-))
Hier ist extrem klares Wasser, so dass man gut den Anker auf Grund sehen kann.
Der Rest ist fast schon Routine: mit Dingi an Land fahren, rumlaufen, staunen, und alle 10 Sekunden stehen bleiben und Fotos schießen.
Schlieslich war es aber dann doch keine so gute Idee, hier hin zu fahren.
Kurz nach dem Abendessen, dass wir noch bei glattem Wasser verzehren ...
frischt es plötzlich auf. Ich hatte heute nur kurz geschaut, wie tagsüber der Wind wird – nicht, wie er die Nacht darauf wird und hier haben wir kein Netz!
Wir liegen zwar in einer geschützen Bucht. Aber die muss ja irgendwo hin offen sein; in diesem Fall nach Nordost. Und genau von da kommt jetzt der Wind; erst mit 4, dann mit 5 und Nachts schlieslich mt 6 Windstärken!!!
Da es zu spät ist, um noch wo anders hinzufahren, verholen wir uns wenigstens an eine stabil aussehende Boje, machen dort gründlich fest und harren dann der Dinge, die da kommen; und das sind keine Guten. So lege ich mich auch gar nicht erst in die Koje, sondern versuche eingekeilt im Salon das Pfeifen, Geschaukele und Schlagen irgendwelcher Dinge zu zu ignorieren und irgendwie zu Schlafen, was mir irgendwann auch gelungen sein muss.
Freitag 21 April
Denn ich werde wach, weil der Ankeralarm ertönt! Aber, es ist hell (8 Uhr) und ... ruhig!? Der Wind hat nachgelassen, aber gedreht und das Schiff mit; daher der Alarm, also alles Gut.
Nach Gassi gehen, mehreren morgendlichen Schnappschüssen
und Bagette holen, machen wir los und starten wir mit herrlichem Am Wind Segeln Richtung Camaret sur mer. Leider geht dem Wind wieder gegen 12 Uhr die Puste aus, so dass wir den Rest motoren müssen.
Gegen 14:30 legen wir erneut in dem schönen Camaret sur Mer an. Die Sonne scheint, es ist (relativ) warm und ich freue mich auf die Dusche!
Sonntag 23 April
Nach 2 Tagen schönem Aufenthalt in Camaret geht es heute auf nach Brest. Vorher aber noch leckeres Sonntagsfrühstück, so der Plan ...
Das will aber heute nicht so richtig schmecken. Ich bin gerade bei den Vorbereitungen, als Polizei zu uns kommt und mich bittet, mitzukommen ... Nein, ich werde nicht verhaftet. Unser (wahrscheinlich belgischer) Nachbar hat (wenn wir das alles richtig verstanden haben) heute Nacht 6 Meter von unserem Schiff entfernt, Selbstmord begangen...
Der Polizist bittet mich, als Zeuge mit auf`s Boot zu kommen, weil er Personaldokumente sucht.
Wir hatten kaum Kontakt zu dem Mann. Er hatte vor zwei Tagen noch mit Taucheranzug und Kompressor sein Unterwasserschiff gereinigt und mir gestern morgen noch freundlich Guten Morgen gewünscht. Auf den ersten Eindruck wirkte er nicht suizidal... sein Schiff allerdings schon. Wirkte es äusserlich schon ziemlich – ich sage mal ungeordnet, war es innen sehr individuell – nämlich „messi-mäßig“ eingerichtet.
Jedenfalls hat es uns doch schon irgendwie betroffen gemacht und mangels weiterer Informationen zu viel Kopfkino geführt.
Trotzdem brechen wir kurz vor 12 nach Brest auf, dass wir mit schönen Dreier Nordost und Kreuzkurs gegen 15 Uhr erreichen.
Ich Idiot habe mal wieder direkt die (teure) Liegegebühr bezahlt. Ansonsten wären wir wieder zurück nach Camaret gefahren.
Brest ist eine dermaßen hässliche Stadt!! OK, sie wurde (wie Le Havre) im Krieg komplett zerstört und auf dem Reisbrett nach dem Motto "quadratisch,praktisch,gut" entworfen wieder aufgebaut. Aber Le Havre hat dadurch zumindest etwas an „Stil“ und gehört deswegen auch zum Unesco Kulturerbe. Brest zu Recht nicht!
Montag 24 April
So starten wir sehr früh und lassen uns mangels Wind mal wieder mit der Strömung treiben, die auf eine satte Geschwindigkeit von 3,8 Knoten kommt. Zwischendurch werfe ich immer mal wieder den Motor an. So auch kurz vor der Anfahrt von Camaret. Ich drehe den Schlüssel und ... gurgel, gurgel...
Das hatten wir schon lange nicht mehr (der Motor bekommt keinen Sprit). Helga segelt mit der Fock langsam weiter, während ich Dieselfilter, Schläuche und Leitungen inspiziere. Der Filter ist zwar etwas bräunlich, aber es sind nirgendwo Ablagerungen oder Verunreinigungen (auch nicht in den Leitungen) zu erkennen. Trotzdem bastele ich lieber mal einen Tagestank mit einem Dieselkanister und entlüfte den Motor gerade noch rechtzeitig, um doch mit Motorkraft einlaufen zu können;-)
Um 12 geht es weiter; mangels Wind wieder viel mit Motor. Nach 14 Uhr kommt dann ein leichter Wind, so dass unser Gennacker (Leichtwindsegel) mal wieder zum Einsatz kommt.