Törnbericht 2016 Langfahrtsegeln

Montag 27.Juni 2016           Es geht los ...

 

Eigentlich ging es ja schon letzten Donnerstag los. Da haben wir erst noch ein paar Kleinigkeiten auf dem Schiff verstaut

 

und dann hiess es: Adieu Heimathafen

Aber nur, um 1,5 Sm weiter schon in den nächsten Hafen einzulaufen. Dort ist nämlich unser Lieblingsschiffausrüster, der unserem Großmast noch neue Wanten spendieren soll (wobei „Spendieren“ wohl eher das falsche Wort ist).

 

Dann waren wir ein paar Tage zu Hause. Auch das Wort trifft es nicht (mehr). Unser Haus ist (größtenteils) ausgeräumt und steht zum Verkauf an.

 

Kurzversion: es war die letzten Monate unendlich anstrengend, nervig, frustrierend und deprimierend; sowohl was Vermietung/Privatverkauf, als auch das Sich-Trennen von Haus, Musik und den „Millionen“ von Gegenständen betrifft, die wir verschenkt, verkauft und weggeworfen haben (die Befreiung davon ist allerdings auch nicht zu verachten!).

 

Nun ist erst mal alles geklärt (na, schön wär´s jedenfalls), der Rest verdrängt und wir starten mit der (vielleicht) letzten Autofahrt nach NL!  In Lelystad statten wir unserem langjährigen Heimathafen noch einmal einen letzten Besuch ab (der hat so schöne große Müllkontainer ;-).

 

Dann fahren wir zur My Way und sind ... ZU  HAUSE !!!

 

Es ist irgendwie anders als sonst, als wir an Bord gehen. Schließlich ist das jetzt für unbestimmte Zeit unser neuer LEBENS(T)RAUM. Wir sind jetzt sozusagen „Boatpeople“!

 

Dienstag 28 Juni 2016

 

Die Wanten sollten morgens montiert werden; es dauert aber dann doch bis zum frühen Abend, bis alles fertig ist und ich loskomme. Helga fährt nachmittags nach Witten, um das Auto wegzubringen und kommt morgen mit dem Zug nach Amsterdam, wo ich sie dann wieder in Empfang (und in die Arme) nehme.

 

Um 18:15 lege ich ab (Skip, der faule Hund will ja nicht mithelfen) und segle mit 1 – 2 Knoten in die sehr schöne und ruhige (bis auf Möwengekreische) Abendstimmung. Ich erreiche schon bald den Vluchthafen Oostvaardersplaatsen. Hier mache ich fest für die erste Übernachtung - kostet nix ;-).

 

Mittwoch 29 Juni 2016

 

Ich werde früh wach und lege dann auch schon um 6 Uhr bei herrlichem Sonnenaufgang ab Richtung Amsterdam.

 

Wind und Windrichtung sind OK (SSW 4) und ich komme mit rund 5 Knoten Fahrt gut voran.

 

8:30 Alles ist gut. Ich gönne mir einen Kaffee und höre meinen niederländischen Lieblingssender (Sublime FM - Cool funky Jazz)!

 

Schönes Segeln mit rund 5 Knoten :-))

 

11:15 Ich erreiche die Kanaleinfahrt zu Amsterdam. Die Segel werden geborgen und unter Motor geht es weiter zur Brücke, die nur 3 Mal in der Stunde öffnet.

 

11:40 Heute scheint mein Glückstag zu sein. Ich komme pünktlich zur Öffnung an und kann danach auch direkt in die Oranjesluis einfahren, wo ich lediglich zusammen mit einem kleinen Motorbödchen geschleust werde (das kenne ich hier anders!)

 

Um 12:20 bin ich im (berüchtigten) Sixthafen. Der ist zwar für die Zeit relativ voll, aber ich kann noch an einem Kopfsteiger schön gegen den Wind längsseits und easy anlegen:-)) Die Sonne kommt raus!

 

So kann`s weiter gehen !!!

Apropos gehen ... Skip freut sich schon auf den Landgang. Danach noch kurz zum Einkaufen und auf dem Rückweg kommt mir auch schon Helga entgegen.

 

Helga:

 

Um 13.30h endet für mich in Amsterdam die zunächst letzte Zugfahrt in den Niederlanden. Und was soll ich sagen, nicht nur das Wetter gibt sein Bestes, nein auch der Bahnhof hat sich herausgeputzt! Zum ersten Mal erlebe ich Amsterdam Centraal ohne Umbau.

 

Es klappt heute alles wie am Schnürchen: selbst die Fähre rüber zum Sixthafen, wo Herry, Skip und die My Way warten, liegt abfahrbereit. Also rauf auf die Fähre und dann mach ich mal rüber. An der Schleuse winkt mir ein Radler in blau herzlich zu:

 

Es ist Herry!!! Er macht einen gestressten aber auch glücklichen Eindruck: Jetzt geht es endlich los! Alle Mann (und Frau) an Deck, ein kleiner Snack, umziehen und um 14.30h legt die gesammelte Crew ( Herry, Helga und Skip) ab!

 

Bei böigem Wind ( die Windanzeige mißt zwischen 8 und 18 Knoten) und herrlichem Sonnenschein geht es recht flott Richtung Ijmuiden.

 

Um 17.10h erreichen wir die Nordseeschleuse, deren Schleusentore weit geöffnet sind. Allerdings stehen die Lichsignale auf rot. Wir funken an und erfahren, dass wir als Segelboot erst um 19.00h schleusen können, vorher wird die dazugehörige Brücke nicht geöffnet. Da müssen wir unseren Strandspaziergang noch etwas verschieben. Aber Gott sei Dank kann Skip an der Wartestelle gut raus und sogar ein wenig mit dem Ball spielen.

Pünktlich um 19 Uhr können wir einfahren, schleusen in die Nordsee und fahren in die Seeport Marina von Ijmuiden. Leider fängt es an zu regnen; so wird das nix mit dem Strand.

 

Fazit des ersten Tages. Alles super gelaufen und viel Glück gehabt - ob das wohl so bleibt?

 

Donnerstag 30. Juni 2016

 

Leider Nein :-((

 

Schlecht vorbereitet, haben wir uns als Abfahrtszeit strömungstechnisch 14 Uhr erkoren. Scheint auch richtig zu sein, da mehrere Schiffe ebenfalls Richtung Scheveningen abgelegt haben. Also raus aus dem Hafen und nur mit Fock und Besan (es regnet) auf die Nordsee.

Aber was soll das? Irgendwas stimmt nicht, da wir uns kaum von der Ausfahrt Ijmuiden fortbewegen. So segeln wir die erste Stunde eine sehr komische (blaue) „Linie“.

 

Um 15 Uhr nehmen wir den Motor zu Hilfe und setzen anschließend das Großsegel dazu. Jetzt geht es einigermaßen, müssen aber viel kreuzen, da der Wind da her kommt, wo wir hinwollen. Normalerweise mit Strömungsunterstützung kein Problem.

 

Aber die Strömungsstärke ist so verdammt niedrig!!??

Der Wind ist leider sehr unterschiedlich; erst wenig dann zunehmend 5 – 6 – also sehr schaukelig.

 

18 Uhr. Wir kreuzen mühsam auf und es zieht sich ... "prima" Stimmung an Bord!

 

Dann noch ein kleiner Unfall: bei einer Wende lasse ich wie immer bei „über die Fock“ die Schot los, die aber sowohl Helga, als auch mich mit ziemlicher Wucht am Kopf trifft und uns beide leicht ausser Gefecht setzt. Helga erhält ein blaues Ei an der Stirn. Ich denke zunächst, dass meine Nase und Lippen blutig sind. Ist aber nix. Sehr seltsam.

 

Dann entdecken wir, dass sich eine Naht an der Fock gelöst hat und ein kleines Loch entstanden ist :-((

 

Lächle und sei froh, es könnte Schlimmer kommen ...

 

Und das tat es dann auch ...

 

21:30 Nähern uns mühsam Scheveningen und entscheiden uns, mit Motor weiter zu fahren. Das geht lediglich 5 Minuten guht. Dann erste Störungen in der Drehzahl, mal mehr, mal weniger; also Problem in der Diesezufuhr.

 

Exkurs: Bei schaukeligem Seegang werden die Ablagerungen auf dem Tankboden aufgewirbelt, bei Motorfahrt dann mit angesaugt und landen dann im Dieselfilter, der sich dann allmählich zusetzt und keinen Diesel mehr an den Motor durchlässt.

 

Wir setzen wieder die Segel und drehen bei. Ich wechsle den Dieselfilter. Im Alten befindet sich eine komische haarartige Substanz.

22:30 Weiter geht`s – aber vorsichtshalber doch wieder unter Segel, um erst vor der Hafeneinfahrt den Motor dazuzunehmen.

 

Aber nix da, jetzt haben wir Strömung – und zwar deutlich gegen. Also doch schon Motor an und nach 3 Minuten wieder aus ... wir haben ihn nicht ausgeschaltet!!!

 

Das bedeutet (da ja ein neuer Filter drin ist) dass die Dieselzuleitung auch verstopft ist. Das kann ich nicht mal so eben reparieren.

Scheiss Biodiesel. Wofür habe ich eigentlich die vielen Stunden für Tankreinigung und das viele Geld für Grotamar (Dieselzusatz) investiert ???????

 

Wir funken Nederland Coastgard an und bitten um Schlepphilfe. Die wird uns natürlich zugesagt und soll in einer halben Stunde da sein. Derweil segeln wir mit kleiner Fock.

 

Das Rettungsboot „Kitti“ von der KNMR kommt ca 23 Uhr mit 9 Mann (OK, es waren auch 2 Frauen dabei) Besatzung, wovon 2 unsere My Way „entern“ und die Schleppleine anbringen.

 

War ich die letzten Stunden ziemlich fertig und miesester Stimmung, bin ich ab sofort wieder fit und absolut ruhig. Nun werden wir ja geholfen - das kennen wir ja schon zu Genüge ;-))

 

Inzwischen ist es natürliche dunkel, es regnet und der Wind bläst mit 6 Bft!

Da wir ja mittlerweile viel Erfahrung mit Schlepphilfe haben und daher Vergleichsmöglichkeiten haben, finden wir das diesmalige Vorgehen unserer "Retter" etwas langwierig und dilletantisch, aber was solls, es funktioniert und nach nur 1 Stunde Vorbereitung werden wir dann abgeschleppt ... aber wie wir geschleppt werden!

 

Hat der Skipper des Rettungsbootes schon mal was von Rumpfgeschwindigkeit gehört ??? Mit über 10 Knoten Schleppgeschwindigkeit pflügen wir durch`s Wasser! So schnell waren wir mit der My Way noch

nie !!!!

 

Ist aber wohl notwendig, denn aus den - von den lustigen Helfern angekündigten - 20 Minuten Fahrtzeit werden mal locker 2 Stunden, die ich durchfroren und durchnässt, aber ansonsten konzentriert, fit und guter Stimmung (anscheinend bin gut für Krisensituationen geeignet, das war schon immer so) hinter dem Steuer verbringe.

 

Helga verbringt die Fahrt mit Skip im Salon. Ihr geht es so Einigermaßen. Der arme Skip müsste so langsam mal gaaanz dringend. Aber er ist ruhig und hält tapfer durch!

 

Um 01:30 sind wir dann endlich im Hafen und werden angelegt. Nach einer Spende an den Rettungsdienst räume ich ein klein wenig auf, während Skip endlich mit Helga Gassi geht (oder umgekehrt).

 

Danach geht es dann in die ersehnten Kojen. Allerdings  müssen ob des Adrenalins erst noch ein paar Seiten gelesen werden.

 

Fazit des zweiten Tages: Was für eine Scheiße !!!

 

Freitag 1 Juli

 

 

 

Hafentag, bzw, wir machen 2 Hafentage daraus. Wir müssen erstmal „unsere Wunden lecken“ und haben keinen Bock, unter diesen Bedingungen (viel Wind aus der falschen Richtung mit Geschaukele) weiter zu fahren. Es steht wohl auch eine Grundsatzüberlegung an, ob wir nach den gestrigen Erlebnissen unser Vorhaben wirklich durchziehen wollen!?

 

Wir machen klar Schiff und nach dem ausgiebigen Frühstück geht es an die Reparatur. Der Dieselfilter wird nochmal überprüft – alles OK. Dann wird die Dieselleitung ausgebaut. Schau mal an, da haben wir ja den Übeltäter.

 

 

 

 

 

 

Das ist keine Alge oder Bioschlamm, sonder eine Art Papier !!!!

Nach 3 vergeblichen Versuchen in Geschäften eine Ersatzleitung mit mehr Durchmesser zu bekommen, wird die alte Leitung gereinigt und wieder eingebaut.

 

Dann Motor entlüften und .... natürlich springt er an und läuft wie am Schnürchen :-))

 

Auch die Fock bringen wir mal eben zum Segelmacher und können sie abends wieder (für nur 15 € repariert !) abholen J

 

Nach diesen Erfolgserlebnissen fällt dann auch die Grundsatzdiskussion entsprechend aus: Sonntag geht es bei moderaterem Wind weiter.

Samstag 2 Juli   

 

Hafentag

 

Na prima! Ich (Helga) hatte ja auch schon soo lange „kein Rücken“! Muss das jetzt sein? Wie soll das dann morgen mit segeln funktionieren? Aber heute ist ja erst Samstag und morgen ist morgen.

Gegen 15.00h tut sich was im Hafenbecken: Einige Zuschauer stehen am Rand und warten der Dinge, die da kommen werden. Ein Boot legt mit 2 Leuten Besatzung an. Daraufhin erst mal ein großes „Hallo“ und „Küßchen hier und Küßchen da“. Nach 15 Minuten kommt ein weiteres Boot an mit 3 ½ Personen an Bord. Wir helfen beim Anlegen und kurz drauf kommen wieder eine Menge Leute mit diversem Proviant und Equipment (Gläser,Tisch...)

 

Jetzt ist es klar: Beide Schiffe sind von der Langfahrt zurückgekehrt.

 

Die einen kommen und die anderen (nämlich wir) gehen.

Ob wir irgendwann auch so glücklich aussehen werden? 

 

 

Sonntag, 3. Juli

 

Der Wind bläst immer noch, aber es wird freundlicher. Trotzdem hängen wir noch einjen Hafentag dran und kümmern uns mal um den Anschluss zumindest eines Solarpaneels und reparieren die Segelbeleuchtung. Nachmittags lässt der Wind etwas nach, so dass wir auch die Fock wieder aufziehen können. Dann machen wir das Schiff klar für die morgige Weiterfahrt.

 

kommt dann Skips große Stunde: endlich wieder Dingi (Schlauchboot) fahren :-)))

Nimm mich mit !!!

Man könnte meinen, wir wären schon im Süden...

 

Dienstag 5. Juli

 

Werde früh wach, weil der Wind aufgefricht hat und unsere Verdunkelungshaube immer wieder hochweht. Also raus aus dem warmem Bett und das Ding befestigen.

 

Dabei entdecke ich, dass sich ein Kugelfender auf den Weg ans Ufer aufgemacht hat. Naja, Skip fiept ja sowieso schon rum. Also rein mit ihm ins Dingi und an Land.

Es ist gar nicht so einfach an der steilen Böschung anzulanden; trockenen Fußes schon gar nicht ;-). Skip geht pinkeln und ich rette den Fender. Da sehe

ich Helga an Bord etwas hektisch werden: die My Way ist auf Drift gegangen und hat sich bis auf

10 Meter dem Ufer genähert !!! Sie macht das einzig Richtige. Sie schmeißt den Motor an und hält das Schiff mit schleifendem Anker auf Abstand vom Ufer.

 

Derweil beeile ich mich, schnell wieder zurück zu rudern. Mit vereinten Kräften lichten wir dann den Anker, fahren zur Schleuse und bitten darum, davor festmachen und ein paar Stunden warten zu dürfen. Das ist kein Problem.

 

Wir gehen nochmal in die Kojen, da wir erst um 11 Uhr Richtung Zierikzee segeln wollen.

 

Es wird dann doch 12:30 bis wir los kommen. Schönes und sch nelles Focksegeln mit Raumwind und 7 Knoten :-).

 

Um 18 Uhr wollen wir mit dem ablaufenden Wasser wieder zurück Richtung Roompottsluis kreuzen. Wir legen ab ... und wieder an. Hat doch die Schleuse, die bei unserer Ankunft offen war – auf einmal Doppelrot (das heisst nicht geschlossen, sondern gesperrt)!!! Während bei uns etwas Ärger und Ratlosigkeit ausbricht, sehen wir ein Schiff reinkommen. Die Schleuse hat also wieder geöffnet.

 

Ablegen die Zweite. Wir können mit der Fock den Kanal raussegeln und setzen noch frech das Groß dazu.

 

Danach brauchen wir nur 2 Wenden fahren und können einen schönen Am Wind Kurs segeln -  vorsichtshalber gerefft, obwohl der Wind mittlerweile auf 4 abgenommen hat.

 

Kurz nach 20 Uhr machen wir wieder vor der Schleuse fest. Hierliegen noch 2 andere Segler; direkt am Schild „Geen Overnachting“ ;-)) Mal schauen. Vielleicht könnnen wir uns ja das Ankern heute sparen.

 

Mittwoch, 6. Juli 2016

 

Jau, hat geklappt :-) Um 6:30 schleusen wir in die Nordsee; d.h., ich schleuse. Die Bootsfrau bleibt noch etwas in der Koje;-)).

 

Was nicht geklappt hat, ist die Umsetzung der Windvorhersage. Von dem Nordwestwind 3 – 4 ist noch kein Hauch zu spüren. So motoren wir – aber immerhin mit Strömung und an die 8 Knoten.

 

8:10 Na, geht doch! Der Wind ist da; zwar nur ein schwacher Dreier, aber es reicht für insgesamt 5 Knoten Speed bei schönem Wetter und sanften Wellen. So macht Segeln Spaß!

 

10 Uhr Das mit den sanften Wellen ist bald vorbei und wir haben eine elende Schaukelei. Skip scheint seekrank zu sein, denn er ist seit der Abfahrt heute morgen schon am Hecheln.

 

10:30 Skip ist doch nicht seekrank.Er hat einen großen Haufen auf`s Deck gemacht und wirdübrerschwenglich und ausgiebig dafür belohnt. Na, endlich! Dann schöpfen wir doch noch Hoffnung für längere StreckenJ

 

12 Uhr Mangels Wind müssen wir wieder motoren.

 

14 Uhr Da isser wieder: NW 3 Esist etwas kalt, aber gut zu segeln.

 

15 Uhr erreichen Oostende und müssen etwas vor der Scheuse warten, bevor wir um

 

kurz nach 16 Uhr dann im Mercatorhafen festmachen, der mit 35 € ganz schön teuer ist!

 

Donnerstag 7. Juli

 

Das Segeln ist heute von der schönen Sorte. Um 9:30 verlassen wir Oostende und segeln fast direkt mit schönem Am Wind Kurs Richtung Frankreich. Viele unfreundliche Belgier sind hier unterwegs, die überhaupt nicht daran denlken , zurückzugrüßen.

 

Wir erreichen Frankreich und switchen mal eben von

 

nach

Um 14 Uhr erreichen wir die Sandbänke vor Dünkirchen, die wir lieber unter Motor passieren.

 

15:30 legen wir in Dünkirchen an und stellen fest, dass sich hier seit dem letzten Mal (vor 3 Jahren) Einiges (zum Vorteil) verändert hat.

 

Leider haben wir beim Segeln gesehen, dass unsere Fock schon wieder kaputt ist; allerdings an einer anderen Stelle (direkt an der Keder). Das ist zwar NOCH nicht so schlimm, aber wir wollen das lieber machen ölassen, bevor es so richtig einreisst.

 

Der Hafenmeister vermittelt uns jemanden, der am nächsten morgen um 8:30 kommen will.

 

Abends war es dann nocht etwas seltsam: Um 18 Uhr habe ich mit meiner DVBT Antenne einen Sendersuchlauf gestartet und BBC Fernsehen empfangen. Also alles klar zum Halbfinalkino. Um 21 Uhr dann keinen Empfang mehr. Nach Rumgemache und -Gefluche bin ich dann zur zweiten Halbzeit notgedrungen ins Hafenbistro: das Fan Verhältnis war Neun zu Eins. Wahrscheinlich haben wir deshalb auch gegen Frankreich verloren :-((

Na ja, dann können wir am Sonntag wenigstens gemeinsam mit den Franzosen mitfiebern ;-).

 

Freitag 8 Juli

Der Fockreparateur ist pünktlich um 8:30 da und kann das auch heute noch reparierenJ Also Hafentag und wir legen die Füße hoch. Ebenso pünktlich wird abends die Fock wieder geliefert. Sieht gut aus und war erschwinglich!

 

Samstag, 9 Juli

 

Eigentlich war geplant, lange im  Bett liegen zu bleiben, genüßlich zu Frühstücken und um 12 Uhr Richtung Gravelines aufzubrechen, wo wir die windigen Tage abwettern wollen.

 

Aber, wie das mit Plänen so ist... 

um 9.OO legen wir überstürzt ab und versuchen mit dem z.Zt. noch moderaten Wind nach Calais zu kommen.

 

Das klappt die ersten 3 Stunden auch ganz gut. Dann frischt der Wind gut auf. Natürlich kommt er auch heute wieder aus Südwest und natürlich nutzen wir die Strömung und haben damit mal wieder eine Wind gegen Strom Situation, die es die letzten 2 Stunden dann auch in sich hat; 2 Meter Wellen und Wind von bis zu 7 Bft. Das ist nicht lustig!!! Die letzte halbe Stunde kippt die Strömung und wir kommen nicht mehr vorwärts. Also Maschine an; und zwar mit bangen Gefühlen.  Durch die Schaukelei befürchten wir wieder einen Motoraussetzer.

Aber der Volvo schnurrt brav und tapfer und bringt uns sicher in den Hafen. Die Brücke ist gerade geschlossen worden. Also gehen wir an eine der Wartebojen, bevor wir eine knappe Stunde später in einer schönen Box ganz easy gegen den Wind anlegen können.

 

Beim Hafenmeister erwartet uns dann eine erfreuliche Überrachung. Da der Hafen einer riesigen Baustelle gleicht,

 

sind z.Zt. die Liegegebühren stark reduziert :-) Wir bezahlen lediglich 15 € für eine Übernachtung. Allerdings gibt es an den Stegen keinen Strom und kein Wifi.

 

Sonntag 10 Juli

 

Wir werden hier die windigen Tage bis Dienstag oder Mittwoch abwettern und testen dann gleich mal eine „Vor Anker Situation“, in dem wir ein zweites Solarpaneel anschliessen und zum bereits Bestehenden dazulegen (leider fehlen noch 2 Stecker, um das Dritte auch noch anzuschließen). Die Ausbeute ist mangels Sonne allerdings noch nicht überzeugend. Dafür sind die neuen Batterien echt Klasse (4 Trojahn 6 V, parallel und in Reihe = 12 V und 450 A)!

 

Mit einem Datenpaket über Aldi ist Wifi schließlich auch kein Problem.

 

Abends gehen wir dann ins Clubhaus zum „Grand Finale“, dass wir (jetzt als Franzosen) leider schon wieder verlieren (Portugiesen sind wir ja noch nicht; sonst hätten wir gewonnen).

Montag 11 Juli

 

Da es auch heute sehr bedeckt ist und massig Zeit vorhanden, werde ich mich (noch) mal an den Anschluss des Sterling Hochleistungs - Ladereglers begeben. Der schlummert schon seit 2 Jahren vor sich hin und wartet auf seinen Einbau (der Regler ist quasi ein Booster für die Lichtmaschine und befähigt sie dazu, die Batterien schneller aufzuladen).

 

2 Stunden später bringt der Regler immer noch keine Hochleistung, da ich es nicht schaffe, auch nur Eines seiner vielen Lämpchen zum Leuchten zu bringen.

 

Das ist zwar Schade, aber keine Schande, da es ein Werftelektriker vor 2 Jahren auch schon nicht geschafft hat. Muss er eben noch weiter schlummern (der Regler).

 

Noch ein Einkaufsbummel und ansonsten geht´s hier rauf

 

und runter ;-)

Dienstag 12 Juli

 

Zur Feier des Tages (ein Crewmitglied hat heute Geburtstag) scheint die Sonne. Noch bläst aber der Wind, so dass wir noch einen Hafentag dranhängen.

 

Als Geburtstagsgeschenk betätigt sich die Bordfrau heute als Mechaniker(in) und wechselt (erstmalig!) den Dieselfilter (klappt sogar auf Anhieb!!!).

 

´

Mittwoch 13 Juli

 

Geplant ist ... aber lassen wir das J

 

Unser französischer Bootsnachbar meint, wir könnten viel früher los; also direkt nach der Brückenöffnung um 10:23.

 

Also wird es wieder mal etwas hektisch und wir fahren schon um 10:30 aus dem Hafen.

Wir können direkt einen Am Windkurs segeln bei moderaten 4 Windstärken und ... haben tatsächlich 1 Knoten Strömung mit uns (!!?), wo doch der Reeds (des Seglers Bibel) sagt, dass zur Zeit die Strömung ziemlich volle Kanne dagegen sein müsste ... Tja, sollen wir nun den Reeds über Bord werfen!? Wir tun es erst mal nicht, nehmen uns aber vor, öfters mal ortskundige Meinungen (zumindest zusätzlich) einzuholen.

 

Es regnet zwar ein wenig, aber dafür sind uns die Wellen einigermaßen gnädig und wir kommen mit 6 Knoten zunächst gut voran.

Um 13 Uhr runden wir das Kap Griz und ... Schluss mit lustig. Der Wind schläft ein, sodass wir sogar einige Minuten motoren müssen. Aber er kommt – wenn auch schwach – wieder. Da der Strom immer noch mit 2 Knoten schiebt ist das kein Problem.

 

Um 14:30 Uhr erreichen wir Boulogne sur Mer (was für ein schöner Name) und machen in der Nähe unseres Nachbarn fest, den wir dann nochmal fragen müssen, wie dat mit den Strömen ist. Leider kommen wir nicht mehr dazu, da wir die zzu dem schönen Namen passende schöne Stad anschauen und – mehr zufälligerweise – auch deren antiken Stadtkern entdecken!

 

Donnerstag, 14 Juli

 

Heute wird ein langer (Segel) Tag. 55 Seemeilen lang ist die Strecke bis Dieppe. Ich würde ja gerne nur bis St.Vallerie sur Somme fahren (ein sehr schönes Örtchen, dass wir mal mit dem Hausboot bereist hatten). Das ist Tidenmässig aber leider nicht möglich.

Wir legen um 10 Uhr ab und ich bin die nächsten 3 Stunden damit beschäftigt, die My Way auf Geschwindigkeit zu bringen ... was mir aber nicht gelingt. Wir haben zu wenig Wind ... dafür aber genug Wellen, so dass ich ob der Schaukelei zum Stinkstiefel mutiere und die arme Helga leider meinen Unmut und meine Flucherei mitbekommen muss.

 

Als sich die Wellen- und Gemütslage etwas beruhigt, setzen wir den Gennacker (Leichtwindsegel). Der Erfolg ist aber auch nicht berauschend, also wird das Ding nach einiger Zeit wieder eingepackt. Danach bin ich erst mal fertig und tätige ein Nickerchen.

 

14 Uhr Ich werde wach, weil wir so viel Krängung (Schieflage) haben. Häääh!?

 

Jetzt ist der blöde Wind endlich da und auch aus der richtigen Richtung.

 

Mit Am Wind Kurs und guten 5 Knoten geht es jetzt Richtung Dieppe.

 

18 Uhr Mit 6,6 Knoten rasen wir nach Dieppe :-)) Dauert aber trotzdem noch.

 

Kurz nach 21 Uhr legen wir in Dieppe an. Nicht nur Skip freut sich darüber!

 

Heute ist ja französischer Feiertag und wir hoffen auf Party und Feuerwerk. Aber nix da; keine Party, kein Feuerwerk :-( Aber dafür ist der Döner Klasse (heisst hier Kebab)!

 

Freitag, 15 Juli

 

Ich glaube, wir finden unseren Rhythmus: 1 Tag Segeln, 1 Tag Hafen. Heute ist also Hafentag. Leider verbringe ich viel zu viel Zeit damit, via Internet 2 Leihwagen zu reservieren; einen PKW, um nächste Woche nach Witten und dann wieder zurück zu fahren und einen LKW, um unser Haus (endgültig) leer zu räumen.

 

Dennoch besichtigen wir nachmittags noch das schöne Städtchen; nicht der Hammer, aber schönes französisches Flair.

 

Samstag 16 Juli

 

Heute ist mal wieder Kreuzen angesagt. Wind aus West und 35 Meilen ... direkter Weg.

 

Wir legen um 11 Uhr ab und kreuzen an der schönen Felsküste entlang, die aussieht, als wäre sie mit einem riesigen Boschhammer bearbeitet worden.

 

Zunächst mit 4 - 5 Bft, dann mit einem schönen 4 er Wind und Sonnenschein ist es wieder einigermaßen schönes Segeln ... wenn der Wind nicht so kalt wäre.

Allerdings dauert es auch heute ziemlich lange ... zu lange. Kurz vor 18 uhr kippt die Strömung und schwuppdiwupps haben wir 2 – 3 Knoten gegenan. Keine Chance, weiter zu segeln. Also starten wir den Motor und lassen uns von „Frankie“ (unserem Autopiloten) die restlichen 2 ½ Stunden bis Fecamp steuern. Die Einfahrt ist dann bei 3 Knoten Seitenströmung nicht ohne und erinnert sehr an die Einfahrt bei Vlieland.

 

Im Hafen dann eine kleine Überraschung...der ist sowas von voll! Als Vierter ins Päckchen haben wir keine Lust. Da entdecken wir noch eine kleine Box für ein Fischerbötchen, die frei ist. Wir quetschen uns da rein und gucken zur Hälfte raus, aber was soll`s.   (habe leider vergessen, ein Foto zu machen – sah lustig aus;-)

Sonntag, 17 Juli

 

Fecamp haben wir in so schöner Erinnerungen (Törnbericht 2013), dass wir es dabei belassen wollen.

 

Um 10 Uhr legen wir wieder ab und segelmotoren wieder an der ganz tollen Küste entlang

 

da staunt selbst Skip ;-)

 

Zunächst segeln wir, müssen aber, um Höhe zu laufen und später, als der Wind weg ist (statt mit angesagten 3 Bft zu wehen) motoren.

 

Kurz vor Le Havre ist er wieder da und auch aus Nordwest, wie er soll. Ist aber egal.

 

Wir haben uns überlegt, zur Niedrigwasserzeit (16 Uhr) in Le Havre Kaffee- (und Pippi) Pause zu machen und dann mit dem auflaufenden Wasser in die Seine nach Honfleur reinzulaufen.

 

Komischerweise kommt dann das Wasser aber aus der Seine heraus (war aus der Strömungskarte nicht eindeutig erkennbar). Aber mit 4,5 Knoten machen wir noch ausreichend Geschwindigkeit. Das ist sehr schönes und ruhiges Segeln, fast lautloses Gleiten mit leichtem Geplätscher...

 

... bis die „Navios Hope“ uns mit 12,4 Knoten Motorengedröhn überholt ...

 

und anschließend noch gleichzeitig die „Wilson Corpach“ und die „Florence-B“

 

Um 19:30 erreichen wir die Schleuse von Honfleur. Leider wird noch auf 2 französische Segler gewartet, die sich 20 Minuten später zu uns ins Päckchen legen (3er Päckchen in der Schleuse hatten wir auch noch nicht) und den Schleusengang mit Bier, Wein und Whisky begehen.

Kurz nach 20 Uhr liegen wir dann in Honfleur (Yippie!) Hier waren wir bereits auf unserem Törn 2013 gewesen und wollten gerne noch mal hin; ist das doch eine sehr sehr schöne Stadt, in der berühmte Künstler, wie Satie, Boudin und Monet gelebt und gewirkt haben.

Leider legen sich die „feuchtfröhlichen“ Segler in unsere Nähe. Zuerst sorgen sie dafür, dass sich durch ihre Unachtsamkeit jede menge Benzin oder Reinigungsmittel ins Wasser ergiesst und Selbiges und die Luft verpestet. Dann sorgen sie noch bis 2 Uhr für eine gestörte Nachtruhe :-(

 

Ach ja, so ganz nebenbei ist heute der Sommer ausgebrochen...

Montag 18 Juli

 

Boah Ey, so`n Langfahrtleben kann ganz schön anstrengend sein. War es gestern noch schön warm, ist es heute schlagartig Hochsommer mit Hitze ... viel Hitze!!!

 

10 Minuten nach der morgendlichen Saunadusche habe ich das Gefühl, ich könnte mal eine Dusche vertragen. Also wird erst mal unser „Bimini“ (Sonnenschutz) aufgezogen.

 

Leider herrscht dazu auch noch den ganzen Tag lang der Benzinmief von gestern:-((

 

Wir schattieren durch den Tag, machen allerdings Mittags (wann auch sonst?) eine Einkaufstour und spät Nachmittags einen Gang zum Strand, um Schwimmen zu gehen. Anscheinend haben wir Esel immer noch nicht die Tidenzeiten verinnerlicht...

 

Es ist nämlich Niedrigwasser; soll heissen: es ist kein Wasser da, in dem man/frau schwimmen könnte; bzw wir müssten ganz schön weit laufen :-((  (nee,nee!)

 

Also wieder zurück, Schatten suchen.

 

Beim Einkaufen kam der Gedanke auf, Abends grillen zu wollen. Das haben wir dann aber sein gelassen und einfaches Bagette mit Thunfischcreme vorgezogen.

 

Dienstag, 19 Juli

 

Für heute ist eine Unwetterwarnung ausgegeben worden ... wegen noch mehr Hitze!

 

Zum Glück ist aber auch Wind da; und zwar aus Südost :-))

 

Den wollen wir nutzen und haben uns nach vielem Hin und Her für die nachmittägliche Weiterfahrt zu unserem vorläufigen Endziel Ouistreham endschieden.

 

Um 14:30 öffnet die Schleuse. Um 14:20 beginnen wir mit den Vorbereitungen zum Ablegen ... ein bischen Knapp. Im Prinzip bin ich zwar auf das Schleusen vorbereitet, nicht aber damit, dass rechts (bevorzugte Seite) in der Mitte der Schleuse ein kleiner Fischer liegt und hinter uns auch noch 2 Ausflugsdampfer kommen, die garantiert links anlegen wollen. So kommt es dann, dass wir an dem kleinen Fischer anlegen müssen und in Stress geraten, da der erste Anlauf schief geht und ein herausragendes Teil des Fischerbootes unserem Dingi bedrohlich nahe kommt. Schlieslich klappt zwar alles, aber ich bin Klitschnass ... nicht nur wegen der Hitze.

 

In der Seine dann ruhiges, fast glattes Fahrwasser und Focksegeln mit zunächst bis zu 8 Knoten, da die Strömung der Seine kräftig mitschiebt.

 

Dann nimmt plötzlich der Wind ab; nix Südost 4-5, sondern jetzt Süd 2.

 

Aber wir haben Zeit satt. Die erste Schleusenöffnung in Ouistreham ist erst um 20:15.

 

Ab der Seinemündung ist dann immer wieder mal auch Flaute, so dass wir abwechselnd Motoren und beim nächsten Windfeld wieder segeln.

 

Der Wind wird dann aber wieder beständiger, so dass wir auf Am Windkurs mit bis zu 5 Knoten herrlich entspanntes hochsommerliches Segeln machen können, dass unter dem Bimini im Schatten auch gut auszuhalten ist.

 

Um 19:45 erreichen wir den Anleger vor der Schleuse, die dann um 20:30 öffnet.

Die Schleuse selbst haben wir noch von 2013 in sehr unangenehmer Erinnerung. Aber sie wird diesmal nicht so voll und alles klappt ganz prima. Sogar Skip kann schon mal einen ersten Landgang machen.

 

Um 21 Uhr machen wir dann im Päckchen an einem Niederländer fest, der seit 20 Jahren in Frankreich lebt und unter belgischer Flagge fährt ;-)). Alles Klar?

 

Der Hafen ist erstaunlich voll. Ob wir hier wohl einen Liegeplatz für 2 Wochen bekommen?

 

Mittwoch 20 Juli

 

Ja, bekommen wir und wir verholen uns nach dem Frühstück in eine Box. Da wir sonst nix zu tun haben, geraten wir in einen Auf/Umräum/Putz Wahn. Während die Bordfrau außen für neuen Glanz sorgt (natürlich in der Mittagshitze) produziert der Skipper innen (da ist nämlich Schatten) erst mal ein gehöriges Chaos.

 

Danach ist die My Way wieder schön und aufgeräumt, aber wir sind platt.

 

So, Ende des ersten Teils. Übermorgen mieten wir ein Auto und fahren mit „Hund und Kegel“ für 10 Tage nach Witten, um überwiegend unangenehme Dinge zu erledigen:-((  Danach geht es aber weiter!

z.B. mit sowas hier...