31.Tag, Sonntag 18.August 2013
04:50 Uhr Der Wecker klingelt (wieso tun wir uns das bloß an?)
05:20 Wir legen ab. Es ist sehr windig, stockduster und es regnet! Also fast Optimalbedingungen ;-).
Wir können sofort unter Groß segeln. Leider ziemlicher Vorwindkurs. Leider hohe Wellen, leider Missverständnisse, leider miese Stimmung. Schön ist anders.
Die ersten Stunden bleibt das so. Immerhin rauschen wir mit über 7 Knoten dahin; aber sehr schaukelnd, was uns heute ausnahmsweise – wohl wegen des massiven Schlafmangels - beiden nicht gut bekommt.
Gegen 11 hat der Himmel ein Erbarmen und wird blau. Auch Wind und Wellen werden gnädiger.
Wir wollen trotzdem Boulogne Sur Mer anlaufen und schauen, ob wir nicht doch einen Platz bekommen. Klappt! Um 14:25 liegen wir in der Marina. Mit fast 60 Seemeilen in 9 Stunden hatten wir einen Schnitt von über 6 Knoten – nicht schlecht für unsere My Way. Wir sind aber geschlaucht und freuen uns auf die Dusche (und die relativ niedrigen Hafengebühren).
Der Stadtspaziergang fällt – zumindest für den Skipper – aus o.g. Gründen etwas kurz aus. Trotzdem ist Boulogne gar nicht mal so schlecht. Hier könnte man auch mal länger bleiben.
32.Tag, Montag 19.August2013
Um 11:15 laufen wir aus und segeln mit einem schönem Nordwest hoch am Wind Richtung Calais / Dunkerque.
Auch hier wieder eine imposante Küste
Um 13 Uhr runden wir das Cap Gris (bei Calais) ...
Und erhaschen einen Weitblick über den Kanal auf die Kreidefelsen von Dover
Wie das bei Kaps so ist, wird das Wasser unruhig. Leider nimmt der Wind auch immer mehr ab.
15:00 Das Vorwindgeschaukele nervt und wir biegen doch bei Calais schon ab und gehen dort um 16:35 an eine Mooring Boje vor der Schleuse. Hier wollen wir dann auch Übernachten (kostet dann nix). Auf die Idee sind auch 6 weitere Segler gekommen J. Unter anderem das schöne niederländische Schiff „Taja Lobby“.
Leider herrscht abends dann – trotz kaum Wind – ziemlicher Schwell, Schlafen wird schwierig.
33. Tag Dienstag 20.August 3013
Der Schwell hat dann doch irgendwann in der Nacht wieder nachgelassen.
Kurz vor 11 Uhr verlässt ein Pulk den Hafen. Da wollen wir auch noch mit. Scheint auch zu gehen. Wir machen los und rufen „Calais Port“ über Funk, um die Erlaubnis zum Auslaufen zu erbitten. Leider sind wir wohl 1 Minute zu spät. Die Anderen sind gerade raus und wir müssen über 20 Minuten warten, da einige Fähren einlaufen, bzw. den Hafen verlassen.
Dann sind auch wir draußen. Für heute ist kein Wind und damit Motoren angesagt. Wir nutzen die Strömung und rasen bei ansonsten ruhiger See und schönem Wetter mit 9 Knoten Richtung ... na, mal schauen.
Um 13:30 Uhr passieren wir Dunkerque und sagen: Adieu und Vive la France!
Kurz danach dann endlich: DELPHINE! 2 Päärchen ziehen an uns vorbei. Leider in die andere Richtung.
Suchbild
15:20 Wir passieren Nieuwpoort und setzen zur Maschine noch Groß und Fock; das bringt noch mal etwas mehr Geschwindigkeit.
Wir überholen die „Taja Lobby“.
17:00 Oostende liegt vor uns. Da fahren wir jetzt rein und machen in einem Hafen direkt vor dem Hauptbahnhof fest. Eine kurze Stadterkundung ergibt: Oostende ist gar nicht so schlimm, wie wir befürchtet hatten. Ein großer Supermarkt ist auch in der Nähe; also gibt es noch einen Großeinkauf.
34.Tag Mittwoch 21.August 2013
Wind und Strömung sind erst ab 14 Uhr günstig. Wir nutzen die Zeit und gehen derweil auf großen Fischfang ...
bzw. besichtigen ein Fischerboot mit einer interessanten Ausstellung zum Leben und Arbeiten der Fischer.
14:30 Wir laufen aus und nutzen Wind und Strömung zum gemütlichen „Kaffeesegeln“.
Bereits um 17 Uhr erreichen wir Blankenberge und ergattern noch einen der letzten Boxenplätze. Hier wollen wir 2 Tage bleiben, um die Schwachwindphase abzuwarten.
35. Tag Donnerstag 22.August 2013-08-22
Wir sind auf einen schönen Sommertag – so, wie gestern – eingestellt und wollen mit dem Zug nach Brügge fahren. Aber ... es regnet; und zwar sich ein L. Das war für heute nicht angesagt.
Zu Brügge im Regen haben wir nun keine Lust mehr und beratschlagen, dass wir unter Motor doch heute schon nach Vlissingen fahren.
12:30 legen wir ab und fahren noch mal zur Tanke. Danach geht´s mit Regen, Volvo und Strömung Richtung Vlissingen.
Kurz nach Zeebrügge stellen wir fest, dass die Strömung auch noch bis zur Osterschelde reichen würde. Also wird heute zum zweiten Mal der Plan geändert.
Wir umrunden Walcheren und kommen an Westkapelle und Vrouwenpolder vorbei.
Ist schon komisch, diese Strände vom Wasser aus zu sehen. Hier haben wir früher oft lange Strandspaziergänge gemacht.
Um 17 Uhr erreichen wir die Oosterschelde und schleusen ein. Kurz dahinter lassen wir den Anker fallen.
36.Tag, Freitag 23.August 2013
Heute wieder ein schöner Tag. Allerdings strömungstechnisch erst ab Nachmittag nutzbar. Wir wollen ins 10 sm entfernte Zierikzee zu fahren und dort dann im Hafen bleiben. Aber auch das wird nix, da „wollen“ und „können“ nicht dasselbe sind.
Legen um 9 Uhr ab und versuchen gegen Wind und Strömung – und damit natürlich ohne Erfolg – nach Zierikzee zu kommen. Fast 2 Stunden lang keuzen wir quasi auf einer Linie hin und her. Dann geben wir auf. Wir haben keine Lust auf Motoren und segeln daher zurück zur Schleuse. Dann eben doch weiter Nordsee; zunächst etwas gegen die Strömung, aber mit segelbarem Wind.
NE 2-3 ist angesagt und einigermaßen auch so vorhanden ... bis kurz nach der Schleuse.
12:00 Kaum auf der Nordsee macht der Wind eine Pause und der Volvo muss ran.
Die See ist wieder glatt wie ein Kinderpopo.
Erst ab 14:00 können wir wieder segeln. Zunächst etwas mühsam aufkreuzend; aber nach und nach nimmt der Wind auf gute 4 Windstärken zu und dreht ab 16 Uhr sogar so günstig, dass wir einen Direktkurs auf den Harlingvliet nehmen können. Endlich mal wieder schönes Am Wind segeln.
Diesmal fahren wir den Haringvliet noch im Hellen an. Schöne Gegend!
Wir schleusen aber nicht ein, sondern wollen wieder - wie bereits auf dem Hinweg – davor ankern.
Pünktlich vor der Abendessenszeit fällt der Anker und dann gibt es noch einen imposanten Sonnenuntergang.
37.Tag Samstag, 24.August 2013
Leider strömungsbedingt wieder frühes Aufstehen. Um 05:50 klingelt der (sch....) Wecker. 06:30 gehen wir Anker auf und Motoren erst ein Stück durch´s Fahrwasser.
Dann können wir segeln. Erst Raum- dann Halbwindkurs mit Ostwind Stärke 3 – 4, also angenehm.
Und dazu ein schöner Sonnenaufgang!
Um 8 Uhr erreichen wir das Maasgeul (Maasdelta). Entgegen der Hinfahrt erleben wir heute regen Schiffsverkehr, sodass wir uns besser mal zum Durchqueren anmelden ... und eine halbe Stunde warten müssen, bis ein gefahrloser Durchschlupf möglich ist.
Danach weiterhin schönes Segeln. Der Wind dreht sogar noch günstiger und wir können Scheveningen (fast) direkt ansteuern.
Um 11 Uhr sind wir in der Marina. Warme Duschen, Waschmaschine, schnelles und freies Internet und holländische Supermärkte - oh, wie schön ... und wie anstrengend der Einkauf ohne Fahrräder. Danach sind wir platt und richten uns häuslich ein; es regnet eh.
Wir liegen hinter einem deutschen roten Segler, den wir in Le Havre schon mal angequatscht hatten. Der fährt aber abends wieder weiter. Dafür kommt dann die „Taja Lobby“ und geht bei uns längsseitsJ.
Vorher bat der Hafenmeister uns noch, das Schiff herum zudrehen (Bug Richtung Hafenausfahrt), um im Falle eines Brandes die My Way schneller rausschleppen zu können!!!???
Dabei erfahren wir dann, dass in Scheveningen z.Zt. ein Feuerwerkfestival stattfindet; heute Abend gibt es erst ein Japanisches, dann ein Niederländisches.
Da müssen wir natürlich hin! Tun wir auch. Und da wir schon mal unterwegs sind, wird heute nachgeholt, was wir in England versäumt haben; nämlich „Fish and Chips“ essen. Bloß hier heißt das „Kibbeling und Pommes“. Erfreulicherweise hat es aufgehört zu regnen.
Das Feuerwerk ist zwar kurz (2 x je 15 Minuten) aber schön. Erstaunlicherweise ist das niederländische besser als das Japanische.
mehr schafft die kleine Kamera nicht
38.Tag, Sonntag 25.August 2013
Und schon wieder – aber zum letzten Mal !!! – früh raus: Sonntags morgens um 6:00 Uhr; so was muss man wollen ... oder müssen. Es ist heute aber nicht mehr so schlimm wie gestern (Gewöhnung oder Training) und wir werden mit Segelwind belohnt.
Um 11 Uhr schon sind wir in Ijmuiden. Nach kurzer Überlegung – weiter nach Texel zu fahren – überwiegt die Vernunft und wir schleusen in den Nordseekanal. In der Schleuse liegt wieder die rote Dehler, die wir ja schon seit Le Havre kennen.
Danach geht es ca. 3 Stunden unter Motor nach Amsterdam. Dort wollen wir mal einen neuen Hafen ausprobieren, was zunächst ein wenig Wartezeit zum Reinfahren durch die Brücke und direkt anschließend viel Wartezeit zum wieder Rausfahren erfordert. Der Hafen erweist sich nämlich als fürchterlich. Die rote Dehler folgt uns blind, obwohl die doch nach Hoorn wollten.
Um 15:30 fahren wir in den berüchtigten, weil engen und bereits überfüllten Sixthafen (direkt gegenüber vom Amsterdamer Hauptbahnhof) ein. Für Sonntag Nachmittag ist der erstaunlich voll und eigentlich schon belegt. Wir dürfen aber noch
an einem Motorboot längsseits gehen. Nach uns kommen mindestens noch weitere 20 Schiffe (auch wieder die Dehler), die noch irgendwo reingequetscht werden. Das sieht dann so aus.
39.Tag, 26.August 2013
Wir haben nur noch eine Tagesetappe bis zum Heimathafen Lelystad, aber noch ein paar Tage Zeit.
Nach dem Früh... ääh Spätstück bereiten wir uns auf unseren heutigen „langen Schlag“ vor. Um 11.20 legen wir ab und um 12:20 liegen wir bereits im nächsten Hafen: Durgerdam; da wollten wir schon immer mal hin.
Wir sind begeistert und bevor wir auf dumme Gedanken kommen, bezahlen wir direkt die Liegegebühren für 2 Tage (was übrigens weniger kostet, als 1 Nacht in England).
Das ist jetzt das, was wir noch vor dem Nachhausefahren brauchen: einen netten, kleinen und ruhigen Hafen in einer wunderbaren Umgebung und dazu auch noch herrliches Sommerwetter. Das man heute auch herrlich segeln könnte, interessiert uns jetzt mal nicht.
Hier bekommt man Fahrräder zur Verfügung gestellt, was wir sofort ausnutzen für eine schöne Tour in die ländliche Umgebung.
Das ist sehr schön. Wir fahren durch dezente „Landluft“ an Wiesen und Maisfeldern vorbei und durch so hübsche kleine Orte wie z.B. Hollywood ... ääh Holyfoot.
Abends machen wir noch einen kleinen Hafenrundgang. Und wen sehen wir da? Die „Taja Lobby“. Es stellt sich heraus, dass Durgerdam ihr Heimathafen ist. Die Welt ist echt klein. Jetzt bekommen sie aber ihr Foto unter vollen Segeln (s.o.).
40.Tag, 27.August 2013
Hafentag. Wir machen Urlaub, genießen das schöne Wetter, machen ein wenig die My Way sauber und nachmittags einen schönen und langen Spaziergang.
41.Tag, 28.August 2013
Letzter Tag.
Kurz nach 11 Uhr legen wir ab, setzen Groß und Fock und kreuzen bei Nordost 3 – 4 nach Lelystad. Jetzt sind wir leider keine Blau-, bzw. Grünwassersegler mehr, sondern wieder „Braunwassersegler“ im Heimatgewässer Marker- und Ijsselmeer L. Blöderweise müssen wir auch wieder mehr aufpassen und ein paar mal ausweichen, da wesentlich mehr Betrieb herrscht, als auf der Nordsee.
13 Uhr Die Sonne scheint, der Wind ist gut und dreht noch nördlicher, so dass wir Lelystad direkt ansteuern können.
16:20 Wir erreichen die Houtribsluis. Jetzt sind es nur noch 500 m Luftlinie bis zur Deko Marine – unserem Heimathafen, wo wir schließlich um 16:50 festmachen.
Unser Sommertörn ist zu Ende :-((
Zur Erinnerung: Vorher ...
... und 6 Wochen später:
Fazit:
Wir haben seglerisch einen großen Schritt nach vorn getan. Der englische Kanal ist nicht wirklich schwierig, wenn man mit einem Schiff und dem „Reeds“ (des Seglers Bibel) umgehen kann. Aber es war streckenweise aufgrund ungünstiger Winde, Strömungen und unserer Dickköpfigkeit sehr anstrengend und hatte dann wenig mit Urlaub zu tun.
England hat ein paar schöne Ecken - auch zum Ankern; ist aber schweineteuer. Der Aufwand lohnte sich nicht wirklich.
Frankreich ist einfach schön. Da hätten wir gerne noch mehr Zeit verbracht. Aber auch da sind die Häfen teuer und man kann nirgends ankern. Die Kanalinseln haben wir leider nicht mehr geschafft (standen auch nicht auf dem Programm). Das schreit nach einem nächsten Mal!
Insgesamt haben Schiff und Mannschaft gut durchgehalten und es bestehen weder Verkauf´s, noch sonstige Trennungsabsichten J
Dauer 41 Tage.
Distanz 1035 Seemeilen / 1915 Kilometer
+ die, mit Fahrrad ;-)
Verluste 1 olles Klappfahrrad (geklaut)
Immense Hafengebühren
Gewinne 1 kleiner Kugelfender (aus dem Wasser gefischt)
3,50 € (Casinogewinne)
jede Menge Erfahrungen und Eindrücke
Schäden am Schiff
eine verbogene Relingstütze,
eine kleine Macke in der Scheuerleiste
ein gerissener Abstandshalter vom Fockfall.
Schäden an der Mannschaft
Psychische Wind gegen Strom und dementsprechende Wellen finden wir immer noch nicht schön!
Nachtfahrten und somit Langfahrt sind fraglich geworden
Für richtiges Langfahrtsegeln oder Wohnen auf dem Schiff bräuchten wir "eigentlich" ein Größeres!