22. Tag Freitag 09. August 2013
seit Tagen schon ist für heute Südwestwind mit 3 – 5 Windstärken angesagt, der im Tagesverlauf etwas abschwächen soll (du wirst ahnen, was kommt).
Wir haben uns für die Kanalüberquerung diesmal die (fast) breiteste und weiteste Stelle ausgesucht. Von der Ostseite Solent bis Le Havre sind es (mal eben) 90 Seemeilen, die wir bei durchschnittlich 5 Knoten Fahrt in 18 Stunden bewältigen wollen. Das bedeutet 04 Uhr aufstehen.
04:50 Es ist stockfinster (schon mal Scheiße). Der Wind ist mindestens schon bei 5. Egal, wir wollen los und gehen Anker auf.
Unter Motor und dank PC Navigation geht`s raus. Wir sehen die Wellen nicht, die da auf uns zukommen ... aber spüren sie, als wir drin sind. Bei Sicht wären wir da nie losgefahren. Also wieder elende Schaukelei. Zudem regnet es und es ist ziemlich kalt. Aber wir haben unser Ölzeug an und sind einigermaßen gewappnet.
Zum Glück können wir bald segeln und fahren vorsichtshalber nur mit Fock und Besansegel. Hoch am Wind machen wir nur damit bereits gute Fahrt (5 – 6 Knoten). Wir haben für uns die Option klar, wenn´s nicht mehr geht, drehen wir ab und segeln an der englischen Südküste zurück. Aber wir halten uns erstaunlich gut und bleiben auf Kurs Le Havre.
09:00 Wir haben die Kuchenbude aufgezogen und sind so gut vor Wind und Regen geschützt. Weiter geht´s hoch am Wind nur mit Fock und Besan bei ungemütlicher See.
Um 11 Uhr wird zumindest das Wetter etwas freundlicher und die Sonne kommt zum Vorschein. Der Schiffsverkehr hält sich in Grenzen und ist dank AIS gut einzuschätzen.
14:00 Die Wellen werden angenehmer (gleichmäßiger und länger). Wie angekündigt, dreht auch der Wind nach West, so dass wir nicht mehr ganz so hoch am Wind segeln müssen und unseren Kurs gut halten können.
Ab 15 Uhr tauschen wir Besan gegen das Großsegel können mit Halbwindkurs auf Rauschefahrt gehen.
17 Uhr Der Wind legt wieder zu, also das Groß runter und den Besan wieder hoch.
19:30 Le Havre in Sicht!!! Das heißt aber nix. Wir haben noch 14 Seemeilen vor uns.
21 Uhr Es dämmert uns, dass wir unser Ziel wohl nicht mehr im Hellen erreichen werden.
22:20 Es ist dann auch ziemlich finster, als wir nach 17,5 Stunden und 92.4 sm in der Marina einlaufen und am erstbesten Steg festmachen.
Geschafft!!!
23. Tag Samstag 10.August 2013
Von Le Havre sehen wir nicht viel und machen uns nach dem Frühstück (endlich wieder leckeres Baguette!) auf nach Honfleur.
Um 11 Uhr legen wir ab und motoren überwiegend die kurze Distanz, um früh dort anzukommen. Somit sind wir bereits um 13:20 in Honfleur. Die Schleuse ist offen, die Brücke zum Stadthafen aber zu und öffnet erst um 16:30. Wir machen an der Kaimauer fest und einen ersten Stadtrundgang.
Schön hier! Leider wissen das auch noch Andere L. Der Ort ist vollgestopft mit Touristen (wahrscheinlich, weil Wochenende ist).
Wir versuchen bei der Hafenmeisterin eine der weniger trubeligen Boxenplätze auszuhandeln; leider ohne Erfolg. Wir müssten uns direkt vor die überfüllten und lauten Restaurants legen. Da haben wir keine Lust drauf.
Also bleiben wir draußen vor der Brücke und verholen uns lediglich an einen dort vorhandenen Steg mit Strom und Wasseranschluß. Ist eh schöner dort!
Hier wird uns bewusst, wie sehr wir Frankreich (unser bevorzugtes Urlaubsland) vermisst haben. Seit über 5 Jahren waren wir nicht mehr dort. Die kleinen Örtchen wie dieses mit ihrem Flair sind schon etwas Besonderes, dem wir immer schon zugeneigt waren.
24.Tag Sonntag 11.August
Wir bleiben noch einen Tag hier! Was macht man dann als Segler an einem der schönsten Orte der Welt? Natürlich sein Schiff reparieren. Seit ein paar Tagen lässt sich die Fock nicht mehr gut rausdrehen; der Abstandshalter vom Fockfall ist rausgerissen. Also steigt mann nach dem Frühstück in den Mast. Das ist zeitintensiv und ... vergeblich, da ich wegen weiterer bekannten „Baustellen“ im Masttop nicht hoch genug komme, um eine neue Halterung anzunieten ($§“!%§“!$§§/&%$)/&) Wir schaffen es aber dennoch, einen weiteren Spaziergang zu machen. Honfleur hat einen sehr schönen Park (der keiner BUGA nachsteht).
Wir wissen zwar, dass Honfleur ein Künstlerdorf ist, aber erfahren hier im Park, wer alles hier geboren ist und gelebt hat: z. B Boudin ...
und Satie, ..................
25. Tag Montag 12.August
Wir haben das Sternzeichen der Löwen und ein Crewmitglied hat heute Geburtstag.
Wir wollen erst um 13 Uhr los. Also besuchen wir noch das Beaudin – Museum.
13:20 wir legen ab. Das ist etwas schwierig weil hinter uns ein dickes Motorboot liegt, neben uns ein belgischer Segler und vor uns 3 Boote im Päckchen. Der Belgier neben uns erklärt mir noch, wie ich am Besten ablegen soll, zeigt aber dann selbst, wie man es besser nicht macht J. Na ja, so richtig kommen wir auch nicht aus der engen Lücke, bis ein netter Franzose uns einfach mit seinem Dingi (Schlauchboot mit Motor) rausschiebt.
Wir motoren überwiegend, weil wir schnell in Deauville ankommen wollen.
Um 16:30 legen wir an und treffen schon wieder einen deutsches Paar, das auf Langfahrt ist (ohne Zeitlimit in/um die Welt). Neid!
Der Ort ist nach Honfleur zunächst etwas gewöhnungsbedürftig; sieht er doch gänzlich anders aus mit seinen spitzen Häuschen.
Die Orte Deauville und Trouville liegen direkt nebeneinander und beide haben ein Spielcasino. Da wollen wir heute Abend hin. Trouville erscheint näher – aber leider nur Luftlinie. Da Ebbe ist (sonst würde uns eine Fähre übersetzen) müssen wir einen langen Fußmarsch hinlegen, nur um dann in einem gefühlskalten, dunklen und lauten Protzbau zu landen. Essen wollen wir jetzt hier nicht; aber Spielen.
Die Geburtstagsfrau wechselt Euros in Jetons und begibt sich zum Roulette Tisch. Sie setzt einfach alles auf Rot und .......GEWINNT!
Wir verlassen schnell diesen Ort, bevor der noch Pleite geht mit dem immensen Gewinn von sage und schreibe Zweieurofuffzich (Mindesteinsatz).
Die investieren wir in eine Pizza und machen uns wieder auf den langen Rückweg.
26.Tag Dienstag, 13.08.2013
Wir wollen noch etwas mehr nach Westen; nach Ouistreham (der Partnerstadt von Beaulieu – nee, war ein Scherz!). Bekannte von uns haben dort ihr Boot liegen. Die wollen wir besuchen (wenn sie denn da sind). Außerdem hat der Skipper im Juli von seiner Frau einen Gutschein zum Abendessen im dortigen Casino bekommen (alleine deswegen mussten wir so weit fahren!).
13:40 Heute segeln wir mal wieder, bis wir wegen Zeitdruck doch noch den Motor anwerfen, um die Schleuse um 17:15 rechtzeitig zu erwischen. Wir geben richtig Gas und sind auf die Minute da ... um dann doch noch über eine halbe Stunde warten zu müssen. Die Schleuse an sich ist eine Zumutung, wird aber von uns gemeistert.
Um 18:30 liegen wir an einem schönen Plätzchen in der Marina hinter einem netten und gesprächsfreudigen französischen Nachbarn.
Wir haben nun auch in Frankreich unser westlichstes Ziel Erreicht.
Abends dann wieder ins Casino; diesmal ein kleineres und netteres Exemplar.
Dort wird dann endlich der Gutschein für´s Essen eingelöst J Anschließend geht`s wieder an den Spieltisch. Heute erhöhen wir den Einsatz und wechseln 5 Euro in Jetons.
Nach etwas Zögern setzt der Skipper einen Jeton (1€) auf die 7 und ... GEWINNT 10! Dadurch (und durch seine Suchtstruktur) angespornt spielt der Skipper natürlich so lange weiter bis alles wieder weg ist. Frau ist da Besonnener und verlässt das Casino, dass nun um 1 Euro ärmer ist ;-).
27.Tag Mittwoch 14.08 2013
Hafentag. Wir mieten uns ein zweites Fahrrad und machen Mittags eine Tour durch Ouistreham
Schönes Städtchen.
Wir fahren am langen Strand entlang und erleben schöne Eindrücke.
Bevor wir Abends das gemietete Fahrrad zurück geben müssen, machen wir uns (mal eben noch) mit zwei Kanistern auf zur nächsten Tanke, ohne genau zu wissen, wo die sich eigentlich genau befindet. Wir kommen an eine Abzweigung und entscheiden uns für „links“ – einen Fahrradweg am Kanal entlang, der erst nach mehreren Kilometern (übrigens an einer Raffinerie vorbei) eine Abzweigung nach rechts zulässt. Ungefähr dort macht dann mein Hinterreifen schlapp, indem er Luft verliert........ Suuuuuper.......... nee, Diesel wollten wir eigentlich.
Nach langem - teilweise geschobenen - Rückweg, finden wir die Tankstelle. Wären wir an der Abzweigung „rechts“ abgebogen, hätten wir sie da in 2 Minuten erreicht.
Heute ist nicht unser Tag ... meint auch die Zapfsäule und verweigert beharrlich die Akzeptanz unserer Kreditkarte. Unverrichteter Dinge (zumindest konnten wir den Reifen aufpumpen) fahren wir zurück und versuchen vergeblich, es uns irgendwie schön zu machen.
28.Tag, Donnerstag 15.08.2013
Heute relativ früh raus, weil wir die letzte Schleuse des Morgens nehmen wollen.
Legen um 7:50 ab. Viel Verkehr vor und dann in der Schleuse. Viele machen zu früh fest (fahren nicht weit genug durch). Außerdem belegen viele kleine Motorboote gute Anlegestellen in der Schleuse. Nach einigem Hin und her finden wir zwar gerade noch eine Stelle zum Festmachen, haben aber einen zu spitzen Winkel beim Anfahren und bekommen das Heck nicht an die Mauer. Es wird hektisch. Leider bekommen wir Hilfe von einem Franzosen, dem nicht klar zu machen ist, dass er unsere Leine loslassen soll. Dadurch wird’s noch hektischer. Irgendwie schaffen wir es dann doch, aber liegen nicht wirklich gut. Erwähnte ich schon, dass die Schleuse an sich eine Zumutung ist...
Aus der Schleuse endlich raus, legen wir auch schon wieder an. Wir müssen noch 2 Stunden auf Wasser warten, damit uns nicht das passiert.
Um 11 Uhr geht´s dann weiter. Der wenige für heute angesagte Wind ist noch nicht da. Also wird motort und das heutige Ziel Fecamp in Le Havre verwandelt. Wir erleben Impressionen in Blau.
13:30 Es kommt Wind. Zwar nicht der angekündigte aus SW, sondern aus NE (das ist genau entgegengesetzt). Aber der ist segelbar. .. und nimmt vor Le Havre auch schon wieder ab.
Legen dort um 15:50 an und machen später noch eine Sightseeing Tour, die wir nicht mehr geschafft haben, als wir letzte Woche schon mal hier waren.
Das war anscheinend auch nicht weiter schlimm. Entpuppt sich die Stadt doch als eine Aneinanderreihung quadratischer Betonblöcke. Schön ist das nicht. Diese nach der Bombardierung von `44 auf diese Art wieder aufgebaute Stadt gilt aber als Unesco Kulturerbe (das ist nun aber wirklich Geschmackssache).
Zumindest der Blick aus dem Hafen ist schön.
29.Tag, Freitag 16. August 2013
Die Nacht ist qualvoll. Es ist sehr warm und irgendwie haben es trotz Mückennetz einige Viecher bis unter die Bettdecke geschafft und hindern an einem gesunden Schlaf.
Wir haben uns für eine späte Weiterfahrt entschieden. Das ermöglicht uns, noch ein paar Ruhestunden einzulegen, Einkaufen zu gehen und vor der Abfahrt noch mal zutanken – diesmal ohne Fahrrad an der halbwegs erschwinglichen Hafentanke!
Nachdem das alles geschehen ist starten wir um 14:30 mit Ziel Fecamp. Der versprochene Wind ist wieder mal nicht da, aber was soll´s, der Tank ist ja voll, also wird motort.
Gegen 17 Uhr kommt dann der Ersehnte und wir segeln bei französischen Chansons aus dem Radio an der imposanten Steilküste entlang, wo ein Riese mit einem Boschhammer wieder ganze Arbeit geleistet hat;-)
Um 19 Uhr erreichen wir Fecamp. Auf den ersten Blick wieder ein schönes Städtchen, dass wir dann morgen erkunden wollen.
30. Tag Samstag 17.August 2013
Die Nacht wurde dann noch schlimmer als gestern. Nicht wegen der Mücken, sondern weil erheblicher Schwell (Wellen) im Hafen herrschte der die My Way zum schaukeln und die Festmacherleinen zum Knarzen brachte; zudem war es wieder sehr warm.
Nach dem Frühstück (der starke Kaffee war heute Lebensnotwendig) ging es dann in den Ort. Im Gründungshaus des Benidektinerordens entdeckten wir eine sehr interessante Ausstellung des Künstlers „PRAS“, der impressionistische Gemälde bekannter Künstler mit Plastikteilen, Schrott oder Haushaltsgegenständen nachstellte – sehr imposant!
Und so sieht das von der Seite aus:
Nachmittags um 15 Uhr dann los Richtung Dieppe. Wind: West 4 – 5. Na das geht doch! Oder sagen wir mal, das ging...nämlich nur bis ca. 19 Uhr. Während wir zuvor noch mit über 7 Knoten hinrauschten, musste dann der Jockel (Motor) wieder herhalten.
Um 21:30 waren wir dann im Hafen von Dieppe. Unsere Rechnung - Hafengebühren zu sparen, da wir um 5 Uhr ja wieder los wollen - hatten wir leider ohne den Hafenmeister gemacht, der doch glatt dort bis 22 Uhr vor Ort war und sehr darauf bedacht, das wir noch bezahlen (34€ für 7 Stunden). Dafür erhalten wir noch die Information, dass Boulogne wegen einer Regatta für fremde Yachten gesperrt sei. Toll, da wollten wir eigentlich morgen hin.