Teil 3 Calais bis zur Isle Of Wight

 

13.Tag 31.Juli 2013

 

09:50 wir legen ab und müssen im Vorhafen von Calais noch auf 2 Fähren warten. Dann geht´s los. Und zwar wieder „richtig“. Auch heute ist der „wahre“ Wind wieder mehr als der Angesagte.

Wir motoren hoppelnd drauflos – wieder mal mit dem Ziel Boulogne.

 

10:50 Nach kaum 1 Stunde streikt der Motor, weil der frisch gewechselte Dieselfilter (!!!) verstopft ist (siehe oben). Das Wechseln ist auch heute kein Problem (Erstaunlicherweise liegt die My Way relativ ruhig in den Wellen). Allerdings muss der komplette Motor entlüftet werden, was etwas dauert, bis die „Kiste“ wieder anspringt. Wir motoren noch ca. eine halbe Stunde weiter, bis wir Beide keine Lust mehr drauf haben.

11:50 Wir wollen segeln! Also drehen wir ab, ändern Kurs und Ziel und fahren dann eben mal nach England. Wir steuern Dover an. Das wird jetzt unsere erste Kanalüberquerung und damit auch Querung eines „VTG“. Das ist ein Verkehrstrennungsgebiet und mit einer zweispurigen Autobahn zu vergleichen; nur eben für (große) Schiffe. Die „Spuren“, müssen von uns jeweils im rechten Winkel überquert  werden. Die ersten Beiden (Verkehr von Links) sind so gut wie leer = null Probleme.

 

13:20 Queren die nächsten beiden Spuren (Verkehr von Rechts). Da ist mehr los, aber lediglich Einer kommt uns wirklich ins Gehege. Wir verringern das Tempo. Der Große ändert aber großzügig seinen Kurs und umfährt unser Heck. Dankeschön!

Um 14 Uhr sind wir durch und steuern Dover direkt an. Der Wind hat mittlerweile noch ordentlich zugelegt und die Wellen sind mittlerweile beachtlich. Das ist jetzt nicht gerade „Spaßsegeln“. Zwei mal werden wir durch besonders hohe Wellen  etwas auf die Backe gelegt, so dass wir dann doch froh und auch geschlaucht sind, als wir um 15 Uhr in Dover anlegen.

 

Wir machen einen Spaziergang durch die Stadt und finden Dover doof, die Engländer unfreundlich und den Hafen zu teuer L.

 

Überlegen ernsthaft, wieder umzukehren und einfach „richtigen“ Urlaub in Holland machen.

 

Aber ein netter Hafennachbar (natürlich aus NL) nordet, bzw. westet uns wieder ein, indem er uns von den schöneren Ecken Englands erzählt und uns Tips für Anlaufstellen gibt. 

14.Tag, 1.August 2013

 

9:00 Legen ab mit Ziel Eastbourne. Müssen erst mal wieder eine Stunde motoren.

 

Dann passiert etwas sehr „Komisches“:

 

Es kommt Wind auf; und zwar aus der richtigen Richtung und mit der richtigen Stärke. Wir hatten schon vergessen, dass Segeln Spaß macht! Dazu tolles warmes Wetter...geht doch!

Wir sehen sogar ein paar „Flossen“, können aber nicht ausmachen, ob es Delphine oder Tümmler sind.

17 Uhr Der Wind schläft ein. Motoren die letzte Stunde bis Eastbourne. Bereits in der Schleuse bekommen wir einen Hafenplatz zugewiesen. Schön! Nachteil: der ist noch teurer als Dover.

 

Der fast schon nächtliche Einkauf im hypergroßen Supermarkt ist sehr ...„anders“, als das, was wir von Holland oder Frankreich gewohnt sind. England will uns immer noch nicht gefallen.

 

Schon wieder mit Gedanken ans Umkehren gehen wir schlafen.

 

15.Tag, 2.August 2013

 

Nach morgendlichem Clearing entscheiden wir uns für´s „weiter Durchziehen“. Wir werden zwar nicht noch einmal nach England fahren, würden uns später aber bestimmt vorwerfen, das wir es  dann jetzt nicht getan hätten!

Tanken günstigen Diesel und starten um 10 Uhr Richtung Brighton.

 

Um 11 Uhr können wir schon Segel setzen und  den Motor aus lassenJ

 

War wohl die richtige Entscheidung. Wir segeln schön am Wind und müssen nur wenig Kreuzen. Und das an einer sehr schönen englischen Steilküste entlang.

 

Vorbei an „Beachy Head“... 

Und „Seven Sisters“...

Wir erreichen Brighton. Aber was wir da sehen haut uns nicht vom Hocker.

Da es gerade gut läuft, lassen wir Brighton einfach links .... ääh rechts liegen  und fahren zum nächsten (kleineren) Hafen..

 

Ca. 19 Uhr erreichen wir Shoreham. Dort müssen wir etwas an der Schleuse warten. Um 19:50 liegen wir dann im halbwegs schnuckligen Hafen von Southwick.

16.Tag, Samstag, 03.August 2013

 

Hafentag. Wir haben ja schließlich Urlaub. Da uns Brighton gestern beim Vorbeifahren nicht vom Hocker gehauen hat, fahren wir da heute auch nicht mit dem Zug hin.

 

Southwick ist ein netter kleiner Ort. Der hat auch einen „normalen“ Supermarkt, wo wir uns gut zurecht finden  (eine Wohltat nach dem Riesenteil in Eastbourne) und unsere Vorräte auffrischen.

Es gibt auch einen netten Pub direkt am Hafen, wo wir schnell Kontakt mit englischen „Freunden des Gerstensaftes“ bekommen. Die sind zwar nett, aber SMALL TALK wird hier groß geschrieben und sie legen sich richtig ins Zeug, so dass es gar nicht so einfach ist, sich da wieder loszueisen ;-)

Der Pub hat auch Internet und nach vielen Versuchen gelangen wir auch da endlich mal wieder rein. Nach den dann runtergeladenen Wetter- bzw. Windprognosen (natürlich Wind aus Südwest ...) sind wir aber mal wieder ratlos, wie bzw wohin es weitergehen soll. Erst spät Abends treffen wir die (altbekannte) Entscheidung: weiter Richtung Südwesten!

 

Im Hafen liegt noch ein deutscher Segler (die sind hier in England sehr selten) aus Hamburg. Wir gehen abends kurz mal hin um „Tach“ zu sagen und bekommen von dem netten Paar noch ein paar Tips.

 

 

17. Tag, Sonntag 4.August 2013

 

11:50 Wir Schleusen raus und motoren zunächst ein Stück um Höhe zu gewinnen. Dann drehen wir ab Richtung Isle Of Wight und können Segeln; ist zwar zunächst etwas hoppelig, aber geht immer besser. 

18 Uhr Passieren „Selsey Bill“. Hier kentert der Strom und das Wasser wird sehr „Kabbelig“ (aufgewühlt). Dazu nimmt der Wind deutlich ab. Also starten wir wieder den „Volvo Wind“.

 

Um19:40 liegen wir dann in der ganz netten Ankerbucht von Chichester Harbour ... direkt neben den Hamburgern, die kurz vor uns angekommen sind.

 

 

18.Tag, Montag 5.August 2013

 

Ziel Portsmouth. Das sind nur 11 Seemeilen, die wir mal ganz locker in 2 Stunden „abreißen“ wollen.

 

11:05 Anker auf. Motoren aus der Bucht raus und werden mit Regen und viel Wind empfangen, der zwar segelbar ist, sich aber mal wieder nicht mit den Wellen vertragen Will (T`schuldigung, wenn`s langweilig wird).

Um 13 Uhr laufen wir in den großen Hafen ein vorbei an dem imposanten Tower

und machen um 14 Uhr in der Gosport Marina fest.

 

Da es ja noch früh ist, wollen wir uns die „Victory“ anschauen. Das ist/war das Schiff von Lord Nelson in der Schlacht von Trafalgar.

 

Leider haben wir Probleme mit dem Stromanschluss. Es dauert über 1 Stunde, bis der halbwegs hilfsbereite - aber kaum zu verstehende - Hafenmitarbeiter dann herausfindet, dass wir eine Gasse zu früh reingefahren sind und in der falschen Box liegen. Das war aber auch beschissen – weil gar nicht – ausgeschildert.

Also „verholen“ wir uns in die richtige Box. Zwar haben wir jetzt Strom, sind aber sehr genervt wegen der jetzt doch nicht mehr so reichlich verbleibenden Zeit. Außerdem regnet es jetzt aus vollen Kannen. Also gibt es erst mal Tee und Kuchen. Dann setzen wir mit der Fähre über und gehen doch noch zur „Victory“. Die ist zwar interessant, aber nach 3 Decks voller Kanonen frage ich mich, ob das der Eintritt von ca. 20 € (pro Person) wert war; zumal das Oberdeck auch noch geschlossen war.

Auch im Dunkeln ist die Skyline von Portsmouth sehr schön.

19.Tag, Dienstag 06.August 2013

 

Es ist wenig bis gar kein Wind angesagt, so dass wir unter Motor und Strömung durch den berühmten „Solent“ (der Arm zwischen dem Festland und der Isle Of Wight bis zu den berüchtigten „Needles“ (eine Felsengruppe am westlichen Ende der Isle Of Wight) wollen und dann mit dem Gegenstrom wieder zurück, um einen Ankerplatz zu finden.

 

Starten um 12 Uhr.

 

Der Solent wird als tolles Segelrevier beschrieben. Na ja, vielleicht, wenn Wind da wäre ...

Für uns ist der Solent an sich sehr enttäuschend und erinnert sehr an die „Randmeere“ in Holland ... oder   – wie Helga meint – an den Möhnesee ;-)

 

 

13:20 Wir motoren also. Damit sind wir aber viel zu schnell, da wir eine beachtliche Strömung von 4 Knoten haben. Teilweise stellen wir den Motor ab und lassen uns einfach in die richtige Richtung treiben  – der Verkehr lässt es zu.

 

Zur Zeit sind die „Cowes Week“, DAS Segelereignis des Jahres auf den Isle OF Wight, wo viele Regatten stattfinden und alles vertreten ist, was Rang und Namen hat. Da wollen auch wir „mitmischen“, aber bis auf eine Regatta direkt vor „Cowes“ bekommen wir kaum was davon mit und die sind auch gerade auf der anderen Seite.

 

Wir lassen die doch in Ruhe und treiben weiter in Richtung Needles.

 

14:45 Jemand drückt auf den Düsenknopf. Innerhalb einer Minute haben wir einen Südwestwind mit 4 – 5 Windstärken. Wir rauschen mit 9 Knoten Speed  weiter. Schön!

 

Um 16 Uhr erreichen wir die „Needles“. Das sind 3 Felsen, die das westliche Ende der Isle Of Wight darstellen... und auch das westliche Endziel unserer Reise!

Wir werden für unsere Ausdauer und Hartnäckigkeit belohnt. Das Wasser ist dank unserer zeitlichen Berechnung (noch) ruhig und wir segeln auf langgezogenen weichen Atlantikwellen – GEIL !

Wir geraten kurz ins Kabbelige Wasser aber dann segeln wir mit Halbwindkurs und nur 200 m Abstand an den Felsen vorbei. Unbeschreiblich, von daher ...

Wir sehen einige Schiffe vor Ort ankern. Es ist Kaffeezeit, also tun wir das auch und  und genießen den Ausblick bei Tee und Kuchen; nur 400 m von den Felsen entfernt.

Gigantisch!!

 

17:50 Der Strom kentert. Wir gehen Anker auf und segeln mit Vorwindkurs zurück.

 

Gegen 20 Uhr erreichen wir Newtown und finden gerade noch ein Plätzchen in der

Schon recht vollen Ankerbucht-

 

Beim Abendessen läuft noch ein Schiff ein. Es sind die Hamburger, die noch kurz längsseits und zu einem Schwatz an Bord kommen.

 

 

20.Tag, Mittwoch 07.August 2013

 

Laut Wettergott müssen wir hier noch zwei Tage „tot schlagen“ bevor wir segelbaren Wind für die Kanalüberquerung nach Frankreich oder den Rückweg an der englischen Küste haben.

 

Wir motoren nach „Beaulieu“, was „Biuli“ ausgesprochen wird (Tja...). Ein netter Engländer hatte uns das in Portsmouth empfohlen.

 

Im Beaulieu River liehen die Ankerlieger an Moorings, die sich mitten im Fahrwasser befinden!? (Zitat von einem Gallier: „Die spinnen, die Briten“).

 

Legen um 15:40 an und bezahlen die mittlerweile schon gewohnt hohe Liegegebühr.

Dafür gibt es hier Internet umsonst ... funktioniert aber leider gerade nicht L.

 

Zum Ort selbst führt ein 30 minütiger (gefühlt länger) Spaziergang durch einen schönen Wald.

Beaulieu ist ein sehr schöner Ort. Hier könnte Tollkien geboren worden sein; erinnert er doch ein wenig ans Auenland.

 

Hier kehren wir erst einmal ein und sind glücklich

Der Ort ist schon etwas seltsam: hier laufen Pferde und Esel einfach frei herum, auch auf der Strasse 

und hinterlassen ihre Spuren

Der Ort – bzw. England an sich - ist für Fußgänger wie uns aber auch saugefährlich. Das uns eingebläute `beim Überqueren der Strasse zuerst nach Links zu schauen`

kann hier katastrophale Folgen haben!

 

Leider müssen wir den langen Fußweg wieder zurück. Und stärken uns zuvor noch mal.

21. Tag Donnerstag 08.August 2013

 

Auch heute wieder kein Wind. Wir entscheiden nach Chichester zu motoren, dort wieder zu ankern und morgen dann nach Le Havre überzusetzen. Wegen der Strömung bedeutet das um 06:30 aufstehen (gähn). Fast langweilige Motorfahrt.

Chichester Harbour um 10:40 – wir haben gerade den Anker unten – geht die Winddüse an (hätte das nicht früher passieren können?).

 

Egal, Frühstücken, Wäsche waschen, faulenzen und ausruhen für die morgige Überfahrt.