„Beidrehen ist ein Manöver eines Wasserfahrzeugs zum Zwecke der Verlangsamung oder des Anhaltens in einer möglichst ruhigen Lage ...
Beigedreht wird, um ... stürmisches Wetter mit starkem Wind und hohem Wellengang abzuwettern oder auch um seemännische oder medizinische Arbeiten bei möglichst ruhiger Schiffslage zu erledigen.
Bei einem Segelboot kann (dies). ... durch eine besondere Stellung der Segel erreicht werden. Dabei wird eine Wende ausgeführt, die Fockschot aber nicht losgemacht, so dass die Fock back steht. Gleichzeitig wird das Großsegel etwas gefiert und das Ruder etwas nach Luv gesetzt... Dadurch soll erreicht werden, dass das Boot annähernd stationär mit dem Bug zu den Wellen ausgerichtet steht. ...“. (Wikipedia)
"Beidrehen"
Im übertragenen Sinne drehen auch wir bei; allerdings ohne festgesetztes Zeitlimit.
Aus verschiedensten Gründen beenden wir unser bisheriges Leben ... und fangen ein Neues an! Wir trennen uns von Zwängen, Belastungen, Müll, unnützen und oder überflüssigen Dingen ... aber auch von unserem schönen Haus, von gesicherten Lebensumständen, Bequemlichkeiten und nicht zuletzt auch von Beziehungen, Freunden und Nachbarn.
Das Haus ist komplett leer geräumt (was für eine wahsinnige Arbeit und Schufterei!!!), unser (fast) ganzes Hab und Gut haben wir verkauft, verschenkt und weggeworfen. Den Rest haben wir bei Freunden untergestellt (Danke Euch nochmal dafür!!!).
Den ganzen alten Mist und Ballast loszuwerden war/ist zwar ein ganz tolles Gefühl, aber bei vielen Dingen war es schon sehr schwer, sie loszulassen...
Unsere Wohnfläche ist also deutlich geschrumpft; von 160 auf nun knapp 20 m² ... das reicht auch! Zumal sich jetzt vieles im Freien abspielen wird und sich unser Lebensraum dafür ja enorm vergrößert ... von Witten auf (zunächst) Europa!
Wir wollen nicht um die Welt herum (denn dann kämen wir ja wieder da an, wo wir schon mal waren ;-), sondern in die Welt; Länder bereisen, Orte und Menschen kennen lernen, kurz: Neues erleben und - wie Frank Goosen sagt: „neue Erinnerungen produzieren“.
Aber wir machen es uns nicht leicht – wir sind ja mit einem Segelschiff unterwegs und Bordhund „Skip“ ist mit dabei (das erschwert die Sache erheblich, ist aber ohne ihn nicht denkbar!).
Aaah... SEGELN! Da denkt jeder sofort an FREIHEIT und ABENTEUER.
Als gelegentlicher Charterer oder Mitsegler mag das ja vielleicht stimmen ...
Aber als Langfahrtsegler sieht das etwas anders aus. Da hat das Ganze mit Freiheit eher wenig zu tun; sind wir doch als „Boatpeople“ von vielen rudimentären Dingen abhängig, wie Wetter, Windrichtung und -stärke, Wellen, Gezeiten, Material. Oder wir sind derweilen hilflos ausgeliefert an Wettervorhersagen, Hafenmeister, Werftmitarbeiter, funktionierende Internetverbindungen ...
Abenteuer? Klar, die erleben wir. Aber leider auch Solche, die wir nicht unbedingt so wollen. Immer geht irgendetwas schief, kaputt oder funktioniert nicht so, wie es soll und wir geraten dadurch in unschöne Situationen, die wir zu Hause auf dem Sofa sitzend so nicht hätten ;-).
Also, was soll dann das Ganze?
Wenn man einmal mit dem Segelvirus infiziert ist, dann träumt man zwangsläufig auch von einer großen Reise mit dem eigenen Schiff. Bei mir (Herry) fing das 2008 an; bei Helga kam es etwas später, ist dafür aber jetzt umso stärker.
Nun sind unsere persönlichen und beruflichen Umstände so, dass wir es tun könnten. Und es sprechen vor allem gesundheitliche Gründe dafür, es JETZT zu tun.
Also dann ... tun wir es doch, so lange das auch körperlich noch geht!
Es geht uns aber auch um die „Vereinfachung der Dinge“; nicht mehr in Überflussgesellschaft mit Konsum- und Leistungszwang leben zu wollen, sondern sich um die einfachen Dinge kümmern: Wo und wie komme ich an Nahrung, Wasser, Energie, Informationen zu Wetter und Navigation ...
Das ist eine ganz andere Welt und es tut uns gut, sich in ihr zu bewegen.
Ach ja, und manchmal ist es natürlich schön, wenn der Wind bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen mit der richtigen Stärke aus der richtigen Richtung kommt und man/frau über das Meer rauscht und einfach glücklich ist.
Soweit unsere Ausgangslage. Ob wir uns mit unserem neuen Leben auf Dauer wohl fühlen werden, wissen wir nicht ... aber mit der Idee dazu fühlen wir uns sehr wohl!!
Wie es uns bisher ergangen ist und weiter ergeht, kannst Du auf den folgenden Seiten nachlesen.
Viel Spaß dabei
wünschen Helga, Herry & Skip von der My Way